Private Arbeitsvermittlung: Startschuß für die Job-Agenturen

■ Kostenlos für die Arbeitssuchenden, zahlen müssen die Firmen

Gestern morgen erst hat Kornelia Baldamus ihre private Vermittlungsagentur eröffnet – bis mittags haben schon acht Stellensuchende angerufen. Mit offenen Stellen hapert es zwar noch, konkret hat sie eine FriseurInnenstelle, einige Firmen hätten sich aber durchaus schon „interessiert“ gezeigt, daß ihnen Kornelia Baldamus die Personalsuche abnimmt und geeignte BewerberInnen präsentiert. Die 33jährige gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, die auch eine Ausbildungseignungsprüfung absolviert hat, hat bereits diverse Vorgespräche geführt, Betriebsbesichtigungen sind geplant – und damit hat die Existenzgründerin so manchem Arbeitsvermittler des Bremer Arbeitsamtes wahrscheinlich schon was voraus.

Seit gestern dürfen nicht mehr nur die Arbeitsämter Jobs vermitteln, sondern auch private Agenturen. Und das tun sie auch seit gestern, auch wenn der Verband der privaten Arbeitsvermittler (München) gestern öffentlich lamentierte, daß die Landesarbeitsämter mit der Lizenzvergabe derartig getrödelt hätten, daß noch keine private Vermittlung habe eröffnen können. Unsinn, sagt Manfred Teitge vom Hannoveraner Landesarbeitsamt, das auch für Bremen zuständig ist. In Bremen habe man bereits neun Firmen zugelassen: Die von Kornelia Baldamus, zwei Künstlervermittlungsagenturen und drei Vermittler für leitende Angestellte, die vormals als Personalberatungsfirmen nur einzelnen Firmen bei der sogenannten Selbstsuche halfen, jetzt aber für viele Firmen Personal suchen dürfen. Eine Lizenz bekamen außerdem drei Zeitarbeitsfirmen: Die verleihen nun nicht mehr nur, sondern vermitteln also auch dauerhaft an andere Firmen. Da hat sich gar nicht so viel geändert, findet Teitge. Allerdings hat er für Bremen noch mindestens 20 Anträge vorliegen.

Einige Hürden müssen die Privaten nämlich nehmen: Zugelassen wird nur, wer „geeignet“ ist, also zum Beispiel drei Jahre Erfahrung hat im Personalwesen oder in der Arbeitsvermittlung. Eine Kosmetikerin beispielsweise, die keine solche Personalwesen-Erfahrung hat, darf nur KosmetikerInnen vermitteln. Die weiteren Bedingungen Zuverlässigkeit und geordnete Vermögensverhältnisse werden über das Gewerbezentralregister, das polizeiliche Führungszeugnis und das Schuldnerverzeichnis nachgeprüft. Wahrscheinlich wird die große Rennerei der Vermittlerfirmen um die friene Jobs erst im Herbst anheben – wenn denn endlich alle Anträge bearbeitet sind.

Die Arbeitssuchenden kostet die Vermittlung nichts, zahlen müssen die ArbeitgeberInnen. Manfred Teitge vom Hannoveraner Landesarbeitsamt schätzt, daß den Firmen die neuen MitarbeiterInnen im Schnitt ein bis zwei Monatslöhne wert sein werden. Kornelia Baldamus will jedoch erstmal KundInnen gewinnen und verlangt nur einen Bruttomonatslohn. „Der Unternehmer muß das ja auch bezahlen können“, sagt sie und denkt an den Friseursalon von gestern vormittag. Nur in der Künstlervermittlungs-Branche werden, wie bislang auch schon üblich, die KünstlerInnen zur Hälfte an der Vermittlungsgebühr beteiligt. Diese darf aber 12 Prozent des Jahresgehalts nicht übersteigen.

Die Arbeitsämter sehen die neue Konkurrenz, die ihnen die Bundesregierung beschert hat, gelassen. “Die werden eher eine Ergänzung sein, wir bekommen ja eh nur ein Viertel bis ein Drittel der offenen Stellen mit“, sagt etwa Manfred Teitge. Das sieht die Bremer Arbeitssenatorin Sabine Uhl aber ganz anders: „Die Zweiteilung zwischen den Vermittlungsfähigen und den wegen individiueller Beeinträchtigung nicht so Vermittlungsfähigen wird krasser.“ Auf den Arbeitsämtern fänden sich dann nur noch die Langzeitarbeitslosen, die gesundheitlich Beeinträchtigten ...

Kornelia Baldamus jedoch will niemanden ablehnen, sagt sie. Wenngleich ihr am liebsten die Leute mit Ausbildung und Berufserfahrung wären. Aber einer mit zwei abgebrochenen Lehren könnte doch durchaus handwerklich begabt sein und vielleicht Gartenhäuschen aufstellen, warum nicht? Die besonderen Fähigkeiten der Einzelnen will sie im Vorstellungsgespräch in ihrem Büro abklopfen. Allerdings: Zum Vorstellungsgespräch in die suchende Firma wird die Vermittlerin nur jeweils zwei, drei Leute schicken.

Immerhin, das muß auch die Arbeitssenatorin zugeben: Die neue Konkurrenz hat bei den Arbeitsämtern Ideen freigesetzt. Im Herbst werden bundesweit rund 2.000 ArbeitsvermittlerInnen freigestellt, um direkt in den Betrieben vor Ort offene Stellen zu akquirieren. „Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die Arbeitsamtstruktur sich ändern mußte, weil das Firmenmonopol gebrochen wurde. Das war schon eine Ohrfeige für die Bundesanstalt für Arbeit.“ Die Senatorin selbst „tobt“, wie sie es nennt, derzeit durch kleinere Handwerksbetriebe in Bremen-Nord, immer eine Arbeitsvermittlerin an der Seite – die hat schon nach drei Monaten Betriebskontakt mehr offene Stellen zu vermitteln. cis