■ Die Ozonverordnung klappte prima, warum also aufheben?
: Umweltschweine in den Stall!

Gestern kamen sie wieder über die Weisenauer Brücke aus dem nach wie vor ozonalarmfreien Rheinland-Pfalz des Rudolf Scharping nach Hessen – die kleinen rasenden Arschlöcher mit ihren getönten Pilotenbrillen und den provozierenden Tempo-300- Aufklebern am Heck. Mit der Hand an der Lichthupe scheuchten die Jungmänner vom „1. Golf-Jagdgeschwader“ (Kadett/Corsa) oder von den „Manta- Huntern“ (Golf) die kurz von der „Faszination der Langsamkeit“ erfaßten hessischen AutofahrerInnen von der Überholspur der Autobahn Mainz–Darmstadt. Die so düpierten Hessen ließen sich nicht lange drängeln. Und so herrschte am Tag nach der Aufhebung der zweiten Ozonalarmverordnung erneut das Faustrecht auch auf hessischen Autobahnen. Da wurde wieder geschnitten und ausgebremst, was das zusammengeschweißte Zeug hielt. Männer mit krebsroten Gesichtern tippten sich wieder an die eigenen Köpfe, drohten mit Fäusten: Business as usual auf den Highways der Republik.

Man(n) möchte den Rasern vor Zorn mit einem Vorschlaghammer die Heckscheiben zertrümmern. Oder ihnen als verkleideter Autobahnpolizist ein Fahrverbot auf Lebenszeit erteilen. Auch die hessischen AutofahrerInnen, die bei den PolitikerInnen in Wiesbaden schon zu „Umweltengeln“ avanciert waren, brauchen offenbar erst Erlasse und Verordnungen, um sich umwelt- und menschengerecht zu verhalten. Schließlich ist Opel fahren „scheener als fliesche“ – und das schnittige neue Coupé mit Garrett-Turbolader und Boost-Drive ist ein Auto, bei Fiat „von Enthusiasten für Enthusiasten“ entwickelt.

Der hessischen Landesregierung kann deshalb nur empfohlen werden, den temporären Ozonalarm in einen permanenten zu verwandeln und die Ozonverordnung entsprechend zu verschärfen (etwa durch Absenken des Grenzwerts auf 10 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Atemluft). Das ständige Ein- und wieder Ausrollen der Transparente mit den Geschwindigkeitsbeschränkungen führt ohnehin nur zur Verunsicherung der (relativ) verordnungstreuen hessischen AutofahrerInnen. Und was machen „wir“ dann mit den rasenden Idioten? Die dürfen nachts auf dem Großen Feldberg hinter Absperrgittern ihre schnellen Runden drehen, damit ihre Auspuffabgase die dann noch geringen Ozonbelastungen vom Tage endgültig auf einen Meßwert von 0,003 Mikrogramm drücken. Bei Tagesanbruch müssen sie dann wieder in den Umweltschweinestall gesperrt werden. Welch herrliche ozon- und streßfreie Zeiten – für uns passionierte AutofahrerInnen mit dem Hang zur „Gleitzeit“ von schlappen 120 km/h! Klaus-Peter Klingelschmitt