„Wir betteln nicht beim Staat“

■ „Musicon“-Förderkreis trotzt SPD-Absage an Neubaupläne

Keine Mark von Staat oder Stadt für das „Musicon“ – an ihre Zustimmung zur Sanierung der „Glocke“ hat die SPD-Fraktion die Bedingung geknüpft, daß es für das vom Förderkreis Neue Philharmonie Bremen geplante Konzerthaus keine Zuschüsse geben wird. So hat sie es in einer Protokollnotiz der Wirtschaftsförderungsausschüsse festgehalten, (vgl. taz vom 16.7.) und niemand habe dagegengesprochen, wie es aus dem Wirtschaftsressort heißt. Die SPD fürchtet, daß das Musicon-Projekt der "Glocke" eine existenzgefährdende Konkurrenz werden könnte, und scheint dies schon mal vorsorglich ausschließen zu wollen; einschlägige Förderungsanträge für das Musicon sind nämlich bislang noch gar nicht beim Senat eingegangen. „Die Äußerung der SPD war überhaupt gänzlich überflüssig, wir betteln nicht beim Staat“, sagt dazu Klaus Bernbacher, Mitglied des Philharmonie-Förderkreises.

Auf Spendengeldern soll das Fundament des Musicons erstehen – zwei von insgesamt 100 Millionen hatte der Verein vor zwei Monaten bereits aufgetrieben. Wieviel es bis dato sind, wollte Klaus Bernbacher nicht verkünden. „Das spielt keine Rolle. Wir planen ja nicht für morgen, haben deshalb auch noch keinerlei Forderungen gestellt. Und wenn wir wirklich in ein paar Jahren an die Wirtschaftsförderungsausschüsse herantreten – vielleicht um 30 oder 35 Millionen, dann ist das ja kein Geld, das der "Glocke" weggenommen wird, die ist ja bis dahin fertig.“

Auch konzeptionell sieht Kapellmeister Klaus Bernbacher das Musicon nicht als existentielle Bedrohung für die "Glocke". Man wolle sowieso größer sein und Bremens Attraktivität nach außen fördern, die Leute „zwischen Holland und Hamburg“ in die Hansestadt holen. Bernbacher kann sich vorstellen, daß sich die "Glocke" vielleicht mehr dem städtischen Musikleben widmet, das Musicon mit seinen 2.500 Plätzen dagegen dann endlich auch mal die Münchner oder Berliner Philharmoniker angemessen beherbergen kann. Man wolle außerdem mit Musicals und Popkonzerten mehr die jungen Menschen anziehen, „die der Mief der "Glocke" eher abgeschreckt hat“, so Bernbacher weiter.

So möchte der Förderkreis sein Versprechen einlösen, daß das neue Konzerthaus („ein architektonischer Knüller muß es sein“) sich nach Inbetriebnahme finanziell selbst trägt. „Sehr unwahrscheinlich“, kommentiert Klaus-Wilhelm Timm, im Wirtschaftsressort zuständig für die regionale Wirtschaftsförderung. Sollte der Verein es dennoch schaffen, 100 Millionen zu sammeln, und angenommen, es gäbe wirklich keine Berührungspunkte mit der "Glocke" („beides ebenso unwahrscheinlich“), „dann werden wir diese private Initiative nicht abblocken.“

Genau so wollen sich auch die übrigen Parteien verhalten; sie halten es bislang nicht für nötig, politische Stellungnahmen abzugeben. Klaus Bernbacher ist das gerade recht, denn „in dieser Ampel-Ära führen wir sowieso ganz sicher keine Verhandlungen mehr“. Das hieße nicht, daß man nicht schon informelle Gespräche mit dem Wirtschaftsressort angeleiert habe, gerade was den künftigen Standort des Musicons angehe. Man würde sich schon freuen, wenn man da vielleicht städtischen Grund bekäme. „Sie müssen uns wie die Bellheim-Truppe sehen – Friedrich Rebers vom Sparkassenvorstand ist dabei, der ehemalige Gewoba-Geschäftsführer Eberhard Kulenkampff, und andere kompetente Leute – wir wissen schon, wo's lang geht.“ sip