Viertel-Kaufleute sauer auf Senat

■ Zugesagte Gelder für Marketingkonzept zur Verkehrsberuhigung stehen in den Sternen unsverarscht“

Schlechte Stimmung im Viertel. Die ersten Umbauten zur Fußgängerzone sind so gut wie abgeschlossen, die Kaufleute am Ostertorsteinweg und Vor dem Steintor verdauen die ersten Umsaztzeinbußen, da trifft sie ein unvorhergesehener Schlag: Der Senat hatte zugesagt, parallel zur Viertel-Verkehrsberuhigung und den Baumaßnahmen Ostertor und Steintor mit einem Werbefeldzug zu unterstützen – und nun ist kein Geld da. Das Bauressort beruft sich auf seine allgemeine Armut und verweist auf das Wirtschaftsressort, und das Wirtschaftsressort wiederum streckt die finanziellen Waffen: So viel Geld sei denn auch nicht da. Gebraucht wird ein ganzer Batzen. Nach den ersten Angeboten soll die Kampagne eine gute Million Mark schwer sein. Bei den Viertel-Kaufleuten geht nun der Frust um, gelinde gesagt. Norbert Caesar, Haushaltswarenhändler aus dem Ostertor und Sprecher der Interessengemeinschaft Viertel (IGV): „Wir fühlen uns verarscht.“ Noch ist überhaupt nicht klar, wie dieser Finanzierzunngskonflikt beigelegt werden könnte.

Die Verkehrberuhigung steht und fällt mit einer ordentlichen Werbekampagne. Das war Konsens schon bei den ersten Debatten vor mittlerweile mehr als fünf Jahren. Damals hatte es noch Schätzungen gegeben, man könne mit einem Werbeetat von einer halben Million Mark auskommen. Mittlerweile hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, der die IGV, die Bremer Starßenbahn AG, die Handelskammer, VertreterInnen des Bau- und des Wirtschaftsressorts angehören. Diese Arbeitsgruppe hat Vorschläge einiger Werbeagenturen eingeholt – und festgestellt, daß sie den angepeilten Etat nochmal um dieselbe Summe aufstocken muß. Norbert Caesar: „Wir haben auch viel zu spät angefangen. Nach den ersten Baustellen stecken einige Läden schon zehn Zentimeter tief im Sumpf. Da muß man sich eben noch mehr anstrengen, um da wieder rauszukommen.“

Und bei der Gelegenheit hat die Gruppe auch festgestellt, daß sie mit fast leeren Taschen dasteht. „Wir hatten bislang immer den Eindruck, die Werbemittel kommen aus dem Projektetat. Wir wollten da nur etwas dazugeben“, sagt Klaus-Wilhelm Timm vom Wirtschaftssenator. Und der „Projektetat“ für das „Projekt Verkehrsberuhigung“, den verwaltet die Bausenatorin. Die allerdings schwört Stein und Bein, daß es niemals solche Zusagen gegeben habe. Karin Röpke, Sprecherin der Bausenatorin: „Wir haben immer darauf hingewiesen, daß wir kein Geld haben“. Werbemaßnahmen, dafür sei der Wirtschaftssenator zuständig. So sehen sich die Kaufleute als ZuschauerInnen im Behörden-Pingpong. Seit Wochen ist die Finanzierungsmisere klar, entschieden hat sich nichts, und mittklerweile teilen die ersten Agenturen mit, daß sie nicht mehr in der Lage sind, die Marketingaktion noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft zu starten, wenn es nicht bald zu einer Entscheidung kommt.

Nun hat der Wirtschaftssenator Claus Jäger seiner Kollegin vom Bau, Eva-Maria Lemke-Schulte, einen Brief geschrieben: Man müsse nochmal drüber reden, wer die Chose denn am Ende bezahlt. Wann das passieren soll, das steht allerdings noch in den Sternen. Beide SenatorInnen sind genauso im Urlaub wie die entscheidenden SachbearbeiterInnen. Und ob sich die Anstrengung lohnt, das ist auch noch ziemlich ungewiß: Zu allem Finanzierungselend kommt, daß die Vorschläge der Werbeagtenturen nicht sonderlich überzeugend sind, heißt es aus der Arbeitsgruppe. Die hat sich trotzdem auf zwei geeinigt, aber denen sollte dann noch ein wenig mehr einfallen als der Slogan: “Ganz das Viertel“

. J.G.