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: Comedy kills the Cat

■ "Black Adders Adligkeit"

„Black Adders Adligkeit“, Montag 22.30 Uhr, 3sat

Bislang kannte man den Briten Rowan Atkinson hauptsächlich als den linkischen Mister Bean. Diese Figur ist das Gegenstück zu Woody Allens exhibitionistischem Stadtneurotiker. Statt dekorativ-hysterischen und dekadenten Verrücktheiten der Avantgarde porträtierte Bean die vielfältige Dumpfheit des unkultivierten Spießbürgers. Dementsprechend funktionierte Beans Humor vorwiegend nonverbal.

Es geht um die neurotischen Rituale des sich unbeobachtet wähnenden Kleinbürgers: Wohin mit dem Popel aus der Nase? Warum geht der Koffer nicht zu?

Atkinsons neue Comedyserie „Black Adders Adligkeit“ geht vollkommen andere Wege. Es überrascht, wie wandlungsfähig und sprachmächtig der Komiker sich präsentiert. „Adders Adligkeit“ ist ein auf dreißig Minuten ausgedehnter Historiensketch im Monthy-Python- Stil und zugleich eine Comedy- Version zu Peter Greenaways Film „Der Kontrakt des Zeichners“.

Quelle der Komik ist das distinguierte und (pseudo-)sophistische Gebaren des englischen Prinzregenten George. Der ist ebenso dumm wie reich und hat gehört, daß französische Aristokraten der letzte Schrei sind. Er schickt seinen Butler Edmund Black Adder (Atkinson) aus, um einen solchen Perückenheini vor der Guillotine zu retten und auf eine Party einzuladen. Adder findet das zum Kotzen und liefert sich mit George derb-unterkühlte Wortduelle, die sich in surrealistische Höhen schrauben.

Sympathisch am britischen Humor ist nicht nur seine intellektuelle Verstiegenheit, sondern auch diese kathartische Bosheit: Angenervt von der blödsinnigen Frankophilie um ihn herum, kickt Adder eine miauende Katze wie einen Fußball aus dem Bild. Das sind Momente, in denen man vor dem Fernsehapparat sitzt und, tief im Inneren bewegt, feststellen muß: Es gibt noch Hoffnung für diese Welt; es sind doch nicht alle schlecht!

Erfreulicherweise zeigt 3sat diese niveauvolle Comedy im Original. Die Sprachmelodie dieser mit stoischer Ruhe vorgetragenen Wortbänder wäre im Deutschen nicht wiederzugeben. Die Untertitelung ist wie eine Leitplanke, die dafür sorgt, daß wir nicht aus der Kurve getragen werden. Very erfreulich. Manfred Riepe