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: Täuschen, tarnen, lügen

Ein Mann zum Beschatten. Detektive oder Die Schule des Mißtrauens, Dienstag, ZDF, 22.15 Uhr

Fernsehursache und -wirkung konnte man an diesem Abend auf den beiden öffentlich-rechtlichen Kanälen studieren: Direkt nach der „Tagesschau“ bewies im Ersten der im Sommerloch dem Archiv entstiegene Peter Strohm die Unschuld eines Schulfreundes, der des Mordes verdächtigt wurde, deckte „dabei aber so manche andere dunkle Affäre auf“, wie es in der Programmzeitschrift hieß. Gut zwei Stunden später tummelten sich im ZDF einige von Peter Strohm inspirierte Gestalten, deren besonderes Interesse ebenfalls „dunklen Affären“ galt: Der Dokumentarfilm „Ein Mann zum Beschatten“ von Sylvie Banuls, Peter Heller und Gerhard Wisnewski beobachtete einige angehende Schnüffler bei der Ausbildung zum „geprüften Detektiv“ durch den Profi Horst „Argus“ Gandt.

Auch hier bekam Peter Strohm einige Kurzauftritte: Die Autoren hatten für ihre „Realsatire“ Krimiszenen zwischen die Dokumentarsequenzen montiert, um die kriminaltechnischen Ambitionen der Nachwuchs-Detektive ins rechte Licht zu rücken. Die wirkten freilich auch so wie eine Mischung aus Peter Strohm und dem Travis Bickle aus Scorseses „Taxi Driver“: „Auf der Straße müßte alles geordnet sein“, begründete ein schmächtiger Jungdetektiv in Schimanski-Jacke, der wegen zu starker Brillengläser nicht zur Polizei durfte, seinen Entschluß, Privatdetektiv zu werden. „Recht haben und recht bekommen sind zwei verschiedene Sachen“, verkündete der wegen Körperverletzung vorbestrafte Maurer Döring, während die Kamera auf seine Tätowierungen am Unterarm hielt, „und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, daß jeder sein Recht bekommt.“

Die Autoren kamen ohne jeden wertenden Off-Kommentar aus, sie entlarvten solche Aussagen nur durch Bilder und Originalzitate: auf Dörings Kaminsims prangte eine imposante Wasserpfeifensammlung. Und Oberdetektiv Gandt, an dessen Krawattennadel ein Paar kleiner Handschellen stecken, hat zwar „Klarheit und Wahrheit“ auf seinem Firmenschild stehen, aber: „Den Begriff Moral wird's in unserer Branche nicht geben“, gab das „Argus-Auge“ zu Protokoll. Sein Motto: „Täuschen, tarnen, lügen.“ Was würde Peter Strohm wohl dazu sagen? Tilman Baumgärtel