Zusammenlegung?

■ Hamburgs Filmförderung heftig gekürzt / Eine GmbH soll's bringen

Die Hamburger Filmförderung soll einfacher, effektiver und billiger werden, aber wie? Nach dem Willen von Kultursenatorin Christina Weiss (parteilos) und Wirtschaftssenator Alfred Rittershaus (Statt-Partei) soll ab 1995 eine staatliche Filmförder-GmbH die wirtschaftliche und kulturelle Förderung bündeln. Kultursenatorin Weiss hatte während der Haushaltsberatungen des Senats im Juli die Ablösung des dualen Systems der Filmförderung durch die Filmförder-GmbH verkündet. Bisher verfügten Filmbüro und Filmfonds pro Jahr über jeweils 7,4 Millionen Mark Fördermittel. Während aber das Filmbüro, zuständig für die kulturelle Förderung, bei den deutlichen Einsparungen im Kulturhaushalt 1994 mit einer faktischen Kürzung von 300.000 Mark noch glimpflich weggekommen war, hatte der Hamburger Filmfonds, die wirtschaftliche Filmförderung, vom Wirtschaftssenator schon Anfang Juni eine Kürzung für 1994 und 1995 von 14,8 auf 4,8 Millionen Mark hinnehmen müssen. Für den Nachwuchspolitiker war klar, daß der Filmfonds dieses Geld bereits in den Vorjahren ausgegeben hat: ein Affront gegen die Filmwirtschaft. Außerdem wird der Ursprung dieses haushaltsstrukturellen Problems – die Unvereinbarkeit von Behördenbuchführung, die am Jahresende nicht ausgegebenes Geld wieder der Staatskasse zufließen läßt, und der von tausend Unwägbarkeiten bestimmten Produktion von Filmen – auch die Förder-GmbH knebeln.

Die GmbH soll ab 1996 rund 16 Millionen Mark Fördermittel verteilen können. Der knallharte Kurs des Wirtschaftssenators hatte die Hamburger Filmszene – über bisherige Animositäten hinweg – enger zusammenrücken lassen. Auch hatten zuvor schon unterschiedlichste Verbände der Branche eine Vereinheitlichung der Filmförderung und eine Medienpolitik, die diesen Namen verdient, gefordert. Bereits am 5. Juli hatten der Norddeutsche Filmherstellerverband, die AG-Kino, der Verein Filmstadt Hamburg und das Hamburger Filmbüro ein detailliertes Positionspapier vorgelegt, das „erforderliche Maßnahmen für die Verbesserung des Medienstandortes Hamburg“ formuliert. Zentrale Forderung: eine staatsferne Organisation, der pro Jahr mindestens 25 Millionen für Projektentwicklung, Produktions-, Verleih-, Vertriebs- und Kinoförderung, inklusive vier Millionen Mark Fernsehförderung, zur Verfügung stehen. Filmbüro, Herstellerverband und der Verein Filmstadt Hamburg sollten als Träger mit Stimme im Aufsichtsrat die Organisation leiten, die fünf Aufgabenfelder zu beackern hat, darunter Produktions-, Verleih-, Vertriebs- und Kinoförderung; Ausbildung und Infrastruktur; Service und Promotion und die Betreuung der Zeisehallen. Der Aufsichtsrat der Staats- GmbH, der die Bürgerschaft mitte Oktober übrigens noch zustimmen muß, soll dagegen mit Vertretern Wirtschafts-, Kultur-, Finanzbehörde und Senatskanzlei besetzt sein, nebst zwei Vertretern der Filmverbände und zwei unabhängigen Fachleuten. Die Bereiche Kinoförderung oder Filmfest sind im Behördenmodell ausgeklammert, was andeutet, daß die gelobte bessere Koordination in der Medienpolitik noch nicht absehbar ist. Aber gegen den geballten Unmut der Filmwirtschaft wird das Modell kaum durchzusetzen sein. Da muß die Kultursenatorin ebenso Kompromisse eingehen wie die Filmlobby. Die Senatorin hat die Experten zum 30. August eingeladen, ihr bei der inhaltlichen Ausgestaltung ihres Modells behilflich zu sein. Die gestörte Atmosphäre heißt es nun zu entspannen. Filmbüro-Geschäftsführer Torsten Teichert: „Es besteht Einigungszwang.“ Julia Kossmann