Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine

32 Variationen über Glenn Gould /Kanada 1993, R: François Girard, D: Colm Feore

Der Pianist Glenn Gould im Portrait. Regisseur Gerard widmet ihm einen Film nach dem Vorbild der 32 Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach, die Gould auf seine ganz ihm eigene Art interpretiert hat. Zu sehen und hören: die musikalische Leidenschaft Goulds sowie seine persönlichen Macken, sprich: Gould als Humorist, Finanzier, Naturliebhaber und Sonderling. 1982 starb er 50jährig. Cinema

Akira Japan 1992, R: Katsuhiro Otomo

Die erste filmische Version eines „Magna“ – so nennen die Japaner jene Comics, die in epischer Breite und Länge meist recht abgefahrene Science-Fiction-Stories erzählen. Die Erzählung über den Mutantenjungen „Akira“ lebt in seiner Comic-Form vor allem von ihrem wahnwitzig rasanten Tempo und der Faszination an monumentalen Techno-Architekturen. Vom Tempo ist leider im Trickfilm nichts übriggeblieben; dafür schwelgt Otomo mit seinem Heer von Trickzeichnern umso heftiger in grandiosen Stadtansichten und Weltuntergangs-Szenarien. Und die Story selbst wird hier derart aufgeblasen, daß am Ende eine völlig verquaste, quasi-religiöse Erlöser-Phantasie draus wird – das hat die kleine, tapfere Nervensäge Akira nicht verdient! Cinema

Allein mit Dad & Co USA 1994, R: Howard Deutch, D: Macaulay Culkin, Ted Danson

„Macaulay Culkin alias „Kevin“ hat zu seiner Paraderolle zurückgefunden: Einmal mehr spielt er den cleveren, kleinen Klugscheißer, der den doofen Erwachsenen das Leben schwermacht. Diesmal ist sein Vater der Auserwählte. Der ist ein schlimmer Finger und sein Sohn bei ihm zu Besuch (...) Den Rest kann man sich denken. Happy-End und Sonnenschein. Hatten die „Kevin“-Filme noch den Reiz des Anarachischen, so ist „Allein mit Daddy & Co. ein fades Möchtegern-Komödchen.“ Ufa-Stern

Alles auf Anfang Deutschland 1993, R: Reinhard Münster, D: Katharina Thalnach, Udo Samel, Detlef Buck, Florian Martens

Eine witzige Komödie, die so gut ist, daß man sie schlecht nacherzählen kann, meint die taz-Kritikerin Anja Seeliger. Schon weil soviel Personal vorkommt. Da ist die ältere Frau beispielsweise, die ihrem Mann ein Filmstudio kauft, damit er Filme machen kann. Darum geht es überhaupt, um einen Film und um seine Hauptrolle. Nach der schleckt sich eine junge, ambitionierte Frau nämlich die Finger. Dafür poussiert sie mit dem Regisseur und dem Drehbuchschreiber – und am Ende ist sie oben. Cinema

Aristocats USA 1970, R: Wolfgan Reithermann

Die Wiederkehr des Zeichentrick-Klassikers mit den irrsinnig nasalen Katzenhoheiten. Einer der besseren Filme aus den Disney-Studios. City

Arizona Dream USA 1993, R: Emir Kusturica, D: Faye Dunaway, Lili Taylor, Johnny Depp, Jerry Lewis

Eine Entmythologisierung des American Dream? Scheußlich und amüsant ist das, was sich zwischen Kusturicas Figuren abspielt, denn „Arizona Dream“ ist eine vertrackte Liebesgeschichte. Axel (Johnny Depp), der nach dem Tod seiner Eltern in New York abgetaucht war, soll nach dem Wunsch seines Onkels (Jerry Lewis) rosa Cadillacs verkaufen. Er verliebt sich in Elaine (Faye Dunaway) und verstrickt sich in deren Psycho-Clinch mit ihrer Stieftochter Grace (Lili Taylor). Kusturica probt den Grenzgang der Gefühle, poetisch, magisch und brutal. Und immer wieder ist er komisch und unterhaltsam und rettet sich über die Längen seines Traumes hinweg. (taz) Gondel

Bad Girls USA 1994, R: Jonathan Kaplan, D: Madeleine Stowe, Drew Barrymore, Andie MacDowell

Das Elend fängt schon damit an, daß der Titel Erwartungen weckt, die gar nicht eingelöst werden sollen: Die „bad girls“ sind nicht „bad“, sie wirken nicht einmal „naughty“. Ähnlich wie bei Thelma & Louise, ein Film, der zu Unrecht als feministisches Manifest diskutiert wurde, unternimmt Kaplan jede Anstrengung, um die Tatsache, daß Frauen zur Waffe greifen, moralisch abzufedern. Was den gar nicht so wilden Ritt der Damen in Gang bringt, ist schiere Notwehr: Saloonbersitzerin Cody erschießt einen Freier, der eines ihrer Mädchen verprügelt und überdies zuerst seine Waffe gezogen hat. Weil der Tote aber zu den Honoratioren des Prärienestes Echo City gehört, tritt ein Lynchmob auf den Plan, und fortan befindet sich Cody mit ihren Gefährtinnen auf der Flucht. (epd)Ufa-Stern und Casablanca

Benny & Joon R: Jeremiah Chechik, D: Aldann Quinn, Mary Stuart Masterson

Benny und Joon sind Geschwister und auf verhängnisvolle Weise miteinander verhakelt: Weil Joon Autistin ist, fühlt Benny sich ihr verpflichtet. Erst als Joon sich in Bennys Freund Sam verliebt, kommt es zu Schwierigkeiten: Sam ist nämlich auch seltsam und in den Augen des Bruders nicht der geeignete Freund für Joon. Als Joon beim Bruder auszieht, bekommt sie einen Anfall – der bringt die Geschwister auf eine neue Art zusammen. Filmstudio

Beverly Hills Cop III USA 1994, R: John Landis, D: Eddie Murphy, Judge Reinhold

Murphy ist der einzige, der sich angesichts dieses tumben, einfallslosen Spektakels amüsiert. Feixend und blödelnd jagt er dem tumben Boß einer Geldfälscherbande hinterher, verfolgt ihn von Detroit nach Beverly Hills, bringt nebenbei seine alten Kollegen neu in Schwung und ignoriert wieder einmal sämtliche Regeln der Polizeiarbeit. UT-Kino

Busters Welt Dänemark 1984, 88 min, R: Bille August, D: Mads Bugge Andersen, Katarina Stenbeck

Der elfjährige Buster ist begeisterter Zauberer und Tagträumer und außerdem Botenjunge, denn Buster muß Geld verdienen. Seine jüngere Schwester ist leicht gehbehindert und die geliebte alte Nachbarin Frau Larsen wird bald sterben. Ein Film, der sich in humorvoller Weise auf die Seite der kleinen Leute, der Benachteiligten und Behinderten schlägt. Kino 46

Die Coneheads USA 1993, R. Steve Barron, D. Dan Aykroyd, Jane Curtin

Der neueste Streich von Ex-Ghostbuster Dan Aykroyd über ein paar außerirdische Eierköpfe. Down under oder was würden Sie dazu sagen? Ufa-Palast

The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson

„Der Film überträgt die düstere Schwarz-Weiß-Welt des Comics in eine dunkle, morbide Modellstadt, in der die Dämonen von Notre Dame und Rennaissance-Phantasien mit Reklametafeln korrespondieren, die nichts anderes mehr versprechen als das, worin sich die Menschen hier bewegen: Trash.“ (Georg Seeßlen in epd Film) UT-Kino und Ufa-Stern

Däumeline USA 1993, R: Don Bluth

„Mit süßer Stimme singet Däumelinchen, nicht wissend, daß draußen eine Elfe in Form des Elfenprinzen Cornelius vorbeischnattert. Nächsten Tag sehen sie sich, ein Wort gibt das andere, und hast du nicht gesehen wird geherzt & geküßt, daß es eine Lust ist.“ (taz) UT-Kino

Easy Rider USA 1969, R: Dennis Hopper, D: Peter Fonda, Dennis Hopper

„Ein mit geringen Mitteln produziertes, aber äußerst populäres Road Movie, in dem sich die gefährdeten Träume und das rebellische Lebensgefühl der Rock-Generation Ende der 60er Jahre beispielhaft artikuliert“ – ach, du dickes rororo-Lexikon, es kommt noch besser: „zu den Bildern und Bewegungen des Films gesellt sich die Musik als gleichberechtigter Kommunikations- und Bedeutungsträger“. Hingehen! meint Ihre taz Kino im Stadionbad und Modernes

Einsam, Zweisam, Dreisam USA 1994, R: Andrew Fleming, D:Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin, Josh Charles

Weil ihr Vorname ein wenig männlich klingt, wird die selbstbewußte Alex zusammen mit dem intellektuellen Eddy und dem Partylöwen Stuart ins selbe College-Appartment einquartiert. Da beginnen die Verwicklungen: Stuart will mit Alex ins Bett, Alex steht auf Eddy, Eddy wiederum auf Stuart. UT-Kino, Ufa-Palast

Eisenerde – Kupferhimmel Türkei, 1988, R: Zülfü Livaneli

Ein Film nach dem Roman von Yasar Kemal. „Dieser Film über Schuldner und Gläubiger, über winterweißes Schweigen und die Sprache uralter Legenden spielt nicht in alten Zeiten: ein Schock. Der Film muß die Balance finden, in der die Geschichte nicht der Moderne geopfert wird und die legenden ebenso eine Berechtigung haben wie die Menschen, die keine Wunder erhoffen, weil sie genügend wissen. Daß ihm das gelingt, ist nicht zuletzt der Kamera von Jürgen Jürges zu verdanken (der für diese Arbeit mit dem Kamerapreis 1988 ausgezeichnet wurde).“ (taz) Kino 46

Fausto Frankreich 1993, 81 min., R: Rémy Duchemin, D: Jean Yanne, Ken Higelin, Florence Darel u.a.

„Fausto Barbarios Geschichte ist nicht nur eine Romanze, sondern als Film ein kleiner Glücksfall. Ein Märchen, welches man beim Verlassen des Kinos höchst bereitwillig, weil beschwipst vor guter Laune, fast ein bißchen für das wirkliche Leben hält,“ soweit die überschwengliche Kritik der taz. Die Geschichte selbst allerdings ist einfach gestrickt – wie Märchen manchmal so sind. Der Waisenjunge Fausto, immer umgeben von grundgütigen, verehrungswürdigen Menschen, schafft den Aufstieg. Dank Faustos Lehrmeister, einem Herrenschneider, mangelt es nicht an Erotik und Sinnlichkeit. In der Liebesheirat schließlich kulminiert das erfüllte Leben. Atlantis

The Flintstones – Familie Feuerstein USA 1994, D: Harold Ramis, John Goodman, Musik: B 52's.

Jawohl, es handelt sich hier tatsächlich um Fred, Wilma Barnie Geröllheimer & Co. Den dämlichen Beverly Hillbillies dicht auf den Fersen, soll auch hier eine US-Uralt-Serienklamotte wiederbelebt und auf Spielfilmformat aufgeblasen werden. Bereits der Soundtrack der Senioren-Waver B 52's läßt in seiner Bravheit Schlimmstes befürchten – zu hoffen bleibt, daß John Goodman, der ja auch mal richtig gute Bösewichte verkörpert hat, hier nicht endgültig auf Knallkopp-Charaktere abgestempelt wird. Ufa Palast und UT-Kino

Flucht aus Absolom USA 1994, R: Martin Campbell, D: Ray Liotta, Lance Henriksen

Unter dem Motto „Nichts ist primitiver als die Zukunft“ wird hier eine hybride Kreuzung aus Sci-Fi und Gefängnisfilm präsentiert, die aber angedockt ist an die großen "Ein-Mann-befreit-sich“-Epen der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre, also vor allem „Exodus“ und „Spartacus“. Die Frau, die u.a. „Aliens III“ und „The Abyss“ produzierte, Gale Ann Hurd, hat sich hierd im Einklang mit Regisseur Martin Vampbell einen alten Hippie-Traum verwirklicht: Daß die Kleinkommune innen liegt und die anderen außen, und daß man so bedrohlich für sie ist, daß sie einen bis aufs Messer bekämpfen müssen – vergeßt Woodstock, hier kommt Absolom, mit Bikern, Skinheads, Primitiven, techno-Warriors und Moles. (taz) Ufa Stern und UT Kino

Fünf Freunde in der Tinte BRD/ Dänemark 1970, R: Katrin Hedman

Nach dem Jugendbuch von Enid Blyton

Zwei Mädchen und zwei Jungen, mit ihrem Schäferhund auf Ferientour, beteiligen sich mit detektivischem Eifer und Spürsinn an der Aufklärung einer Kindesentführung oder anders gesagt: crime for kids. Atlantis

Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa R: Lasse Hallström, D:Johnny Depp, Leonardi di Caprio, Juliette Lewis

Ein Film vom Leben auf dem Lande namens Amerika, wo es am gottverlassensten ist und Endora heißt, wo ein Gilbert tagein, tagaus seine Kolossale Mama, seinen schwachsinnigen Bruder und sonst noch allerhand zu versorgen hat, so daß er des Fortkommens und der Liebe schon ganz vergessen hat. Ein wunderschöner, geradezu heiligmäßiger einfacher Film. Und erst die Darsteller: herzergreifend Johnny Depp als Gilbert Grape, sagenhaft Leonard di Caprio als Bruder Arnie, von den anderen zu schweigen. Der „Spiegel“ verglich den Film mit der „Letzten Vorstellung“ von Bogdanovich, „epd-film“ mäkelte ein bißchen und warf den Regisseur Lasse Hallström vor, er habe ja doch nur „Möglichst amerikanische Bilder“ machen wollen, aber der „Katholische Filmdienst“ wetzte die Scharte wieder aus, in dem er sich hinreißen ließ und dem Film geradezu „spirituelle Qualitäten“ bescheinigte. City und Casablanca/Oldenburg

Herkules und die Sandlot-Kids USA 1994, R: David Mickey Evans

Es gibt ja nur wenige Dinge, die man Zwölfjährigen bei 30 Grad überhaupt nahebringen möchte, aber diese Geschichte gehört dazu. Denn die Sandlot-Kids tun mit ihren blassen Nase und den kleinen Schwurbel-T-Shirts irgendwie nix weiter, als noch einmal aufzuatmen, bevor das ganze Geschlechtergedöns losgeht. (taz) Ufa-Stern

Herr der Gezeiten USA 1991, R: Barbra Streisand, D: Barbra Streisand, Nick Nolte

Allzu romantische Herz-Schmerz-Geschichte: Geschwisterpaar braucht Therapeutin, und ruck-zuck braucht die Therapeutin ihren Klienten auch nach Feierabend. Barbra Streisand diesmal ziemlich hitzig, gehen Sie vorher schwimmen. Filmstudio

Hilfe! Jeder ist der GrößteUSA 1993, R: James Lapine, D: Michael J. Fox, Christina Vidal, Cindy Lauper

Jetzt muß der ewige Kindskopf Fox sich selbst mit den lieben Kleinen –rumschlagen. Und sieht dabei ganz alt aus. Als Manager einer Kinderstartruppe nämlich, die zwar beherzt, aber völlig inkompetent in die Saiten haut. Bis eine Rotzgöre von der Straße auftaucht, die Fox zum neuen Superkinderstar machen will. Da lacht die ganze Familie .Ufa-Palast und UT-Kino

In den Straßen der Bronx USA 1994, R: Robert DeNiro, D: De Niro, Chazz Palminterri

„A Bronx Tale“ ist ein zutiefst patriarchalischer, ein wunderbar nostalgischer und ein schöner Film. Einer, in dem man bei reflektiertem Sehen auch einiges lernen kann über das Funktionieren von Vaterfiguren. Und ein sehr katholischer Film: in der Fülle seines Bilderreichtums, seiner Sinnlichkeit, seiner Moral. Und darin, daß er über diese Moral galant hinwegsehen kann und bereit ist, mit leichtem Schmunzeln Schwächen und Unehrlichkeiten zu akzeptieren. (epd)Ufa-Stern

Jurassic Park USA 1993, R: Stephen Spielberg, D: Laura Dern & die Drolly Dinos

Nie sah der Tyrannosaurus so porentief echt aus wie in diesem Film. Aber den sentimentalen Cineasten verlangt es inmitten des Computeranimationsgewitters dann doch, ab und zu, nach dem Charme der gemütlich umherstapfenden Gummipuppensaurier, die in den 50ern und 60ern in Japan und umzu zu Filmehren kamen und ihr Publikum doch ganz leidlich amüsierten. City und Kino im Stadionbad

Kleine Haie & Allein unter FrauenDeutschland 1991/93, R: Sönke Wortmann

Die lange Sönke-Wortmann-Nacht der neudeutschen Komödie. „Allein unter Frauen“ war Wortmanns erster kleiner Kassenschlager, der den Ton für die Folgeprodukte vorgab: Ein Macho und eine Horde Feministinnen, gemeinsam den WG-Alltag bestreitend; am Ende Friede, Freude, Eierkuchen und die Rücckehr zur braven Hetero-Zweierkiste. „Eine leichthändig konstruierte Komödie, aber auch ein folgenloses Lustspiel, das bezeichnenderweise in der traditionellen Zweierbeziehung endet.“ Cinema

Leben! Hongkong/ VR China 1994, R: Zhang Yimou

In seiner Heimat ist Zhang Yimou inzwischen zur Symbolfigur der neuen chinesischen Filmemacher-Generation geworden. Seine Filme wurden verboten, seine Dreharbeiten behindert. Das revolutionäre seiner seiner Filme läßt sich aus den einzelnen Filmen zwar kaum ermessen. Aber allein der kämpferische Ton, der auch in dieser Familienchronik angeschlagen wird, reicht der Regierung meist schon, um Gefahr für das System zu wittern. „Leben“ schildert den Weg einer Familie aus den 40er Jahren, der Zeit des Bürgerkriegs, bis in die Ära nach der Kulturrevolution – eine kleine Geschichte als Gegenpol zur offiziellen Staatsgeschichte. Schauburg sowie Gondel und Casablanca/OL

Life is a beautiful feeling Deutschland 1994, R: Beate Skiba

Beate Skiba drehte diesen Film „nach einem Bild ihres Freundes Nico, der gerade 23 Jahre alt war, als er starb. Ohne gängige Klischees zu bedienen, ist dies ein Film auch zum Thema Drogen, vor allem aber ein Film über die Sehnsucht nach dem Glück. Kino 46

Lola BRD 1981, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl

„Genießen Sioe noch einmal die Fünfziger mit Fassbinder! – Könnte mit diesem Anreißer die Vereinigung christlicher Mittelständler zu einem bunten Filmabend mit anschließendem Bordellbesuch laden? Ich glaube, ja; ohne Proteste sich düpiert fühlender Mitglieder fürchten zu müssen. Wer die Fünfziger nicht selbst durchlebt hat, dem wird „Lola“ sie schwerlich näherbringen. Die Musikdramturgie des Films (Peer Raben) ist vorzüglich, aber durch und durch affirmativ; die Schlager der Zeit schmeicheln sich uns nicht mehr lügnerisch, sondern nostalgisch ein, und wie die Sukowa die „Capri-Fischer“ singt, klingen sie besser, als sie jemals sein konnten und wollten.“ (Frankfurter Rundschau) Kino 46

Maverick USA 1994, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Jodie Foster, James Garner

„Ein Maverick ist ein Kerl, der zugleich schneidig ist und wenig auf der Pfanne hat (Tom Cruise heißt „Maverick“ in „Top Gun“). Dabei ist es furchtbar, wie nett er ist. Mel Gibson, der im gegensatz zu Tom Cruise über ein Gesicht verfügt, hat seit „The Year Of Living Dangerously“ (“Ein Jahr in der Hölle“) möglicherweise unberechtigt einen Stein im Brett; denn was er sonst so macht, läßt um seinen Verstand bangen. Jedenfalls gibt er hier einen Pokerspieler mit einer Southern Belle als Gegenspielerin (Jodie Foster), die sich mit allen Wassern gewaschen hat. Wenn diese im Südstaatenakzent auf seinen kümmerlichen Pistolentrick zu ihrem doofen Nachbarn sagt: „Was that fast? I thought that was fast! – dann ist das nicht nur ziemlich lustig, sondern hier wächst auch zusammen, was zusammengehört... unbedingt mit Hut reingehen!“ – rät Ihre taz. Europa

My Private Idaho USA 1990, R: Gus van Sant jr., D: River Phoenix, Keanu Reeves, William Richert

Ein an Schlafanfällen leidender Strichjunge in der amerikanischen Provinz auf der Suche nach seiner Mutter. Er begegnet dem Sohn des Bürgermeisters, zu dem er eine innige Freundschaft aufbaut. Der sagt sich jedoch von ihm los und tritt sein bürgerliches Erbe an. Ein karg und konzentriert erzählter Film über Trostlosigkeit, Einsamkeit und Ausbeutung, der das Falstaff-Motiv für seine Stricherstory nutzt und immer wieder Gelegenheit für Brechungen und symbolische Überhöhungen findet. Ein anstrengender, aber ebenso kluger wie ehrlicher, kompromißloser wie aufrichtiger Film. Cinema

Die nackte Kanone 33 1/3 USA 1993, D: Leslie Nielsen, Priscilla Presley, George Kennedy, R: Peter Segal

Da ist er wieder, der Oberchaot vom Dienst, Lieutenant Frank Drebin. Sein Verdienst: Recht und Ordnung baden gehen lassen. Zum dritten Mal werden also wieder Szenen aus uns allseits bekannten Streifen hochgenommen. Die Bahnhofsverfolgungsjagd aus den Untouchables zum Beispiel. Oder die Saurier aus Jurassic Park mit ihrem erdbebenerzeugenden Gestampfe. Ufa-Stern

No Panic USA 1994, 93 min, R: Ted Demme, D: Denis Leary, Judy Davis

„...eine mit Slapstick-Elementen angereicherte Dialogkomödie über den Untergang der amerikanischen Kleinbürgerfamilie. (...) Der Film horcht, sorgfältiger als es für das bloße Funktionieren der Komödie nötig wäre, auf das, was hinter dem enervierenden Dauerclinch dieser Szenen einer Ehe zu erkennen ist, das verfehlte Leben in einem sozialen Stand, der seinen kulturellen Ort verloren hat. Daß dann vor allem der Schwiegermutter die Schuld zugewiesen wird, ist aber doch wieder reichlich trivial und sehr amerikanisch“, schreibt epd-film. Ufa Stern

Philadelphia USA 1993, D: Tom Hanks, Denzel Washington, R: Jonathan Demme

Tom Hanks als sterbenskranker Anwalt, den seine Kanzlei feuert, als offenbar wird, daß er Aids hat. Denzel Washington als Anwalt, der dem Kollegen die Klage dagegen vor Gericht durchstehen hilft. Eine Arie, gesungen von Maria Callas, während Hanks halb tanzend, halb sinnierend durch seine Wohnung taumelt, den Infusionsständer hinter sich her ziehend: das ist schon das Höchste an Melodramtik, was Regisseur Demme sich diesmal gestattet. Ein schlichter Film mit hervorragenden Schauspielern. Tom Hanks erhielt für seine Rolle einen Oscar. UT-Kino

Rapa Nui USA 1994, 107 min, R: Kevin Reynolds, D: Jason Scott Lee, Esai Morales

„'Rapa Nui' ist nicht mehr und nicht weniger als ein Abenteuerfilm. ,Rapa Nui', ,Nabel der Welt', nannten die Bewohner eines 118 Quadratkilometer großen Eilands im Stillen Ozean ihre Insel, die dem Rest der Welt bekannt ist unter dem Namen Osterinsel, berühmt durch jene große Anzahl überdimensionaler Statuen, die von den Einheimischen dort in früheren Jahrhunderten errichtet wurden. (...) Der Film beginnt als romantische Liebesgeschichte, wird allerdings gleich überschattet von einer Tabuverletzung: Noro gehört dem Volk der herrschenden Langohren an, Ramana aber dem der von diesen unterdrückten Kurzohren. Verknüpft wird dies mit dem Konflikt zwischen beiden Völkern, der sich zuspitzt, als der Herrscher die Anfertigung einer neuen, noch größeren Statue fordert. (...) Aber da setzt der Film auf die einfache Lösung – die Flucht seines endlich vereinten Paares aus einer Zivilisation, die sich selbst zerstört.“ (F.Arnold in epd-film) Schauburg und UT-Kino

Schindlers Liste USA 1993, 195 min., R: Steven Spielberg

Muß man nix zu sagen. City

Shadowlands Großbritannien 1993, R: Richard Attenborough, D: Debra Winger, Anthony Hopkins, 132 min.

C.S. Lewis (A. Hopkins), ein renommierter Literaturprofessor, hat sich noch nie im Leben mit einer Frau verabredet. Beim ersten Rendezvous mit der Amerikanerin Joy Grasham (D.Winger) geht es denn auch um die Wissenschaft, um die Literatur. Zwei feingeistige, aber sehr unterschiedliche Menschen treffen sich. Erst nach vielen Malen befreunden sie sich und geben sich und ihre Geschichten voreinander preis. Da ist es schon fast zu spät: Die Amerikanerin Joy hat Knochenkrebs – und nicht mehr lange zu leben. „Als Jack Lewis beweist Hopkins, wie schön es ist, ihm zuzusehen, wie er seine Chancen nutzt. In Shadowlands gibt er seine Überzeugungen preis, gibt System und Sicherheit auf und riskiert die Panik. Nur so, indem er sein Wissen verwirft, sogar seine brilliante Theorie vom Sinn des Leidens, gewinnt er eine Erkenntnis. Zum ersten Mal spielt Hopkins einen zärtlichen Liebhaber“, schreibt Christiane Peitz in der taz. Atelier

Shambhala Deutschland/ Tibet 1993, R: Susanne Aernecke

Die Pilgerreise des buddhistischen Mönchs Zagdsuren von Ulan Bator/ Mongolei über Tibet bis nach Indien, auf der Suche nach dem mythologieumrankten, verborgenen Königreich Shambala. Zagdsuren wirkt fremd und einsam inmitten des bunten Treibens seines Volkes, das nach der Befreiung wieder den traditionellen Kampf des Feudalherrscher Dshingis-Khan zelebriert. Schnell ist klar, daß Zagdsurens Suche nach Wahrheit in solcher Wirklichkeit beschwerlich ist– von den körperlichen Strapazen seiner Reise ganz zu schweigen. Am Ende bleibt das Gefühl, dem Buddhismus ein kleines bißchen nähergerückt zu sein. (taz) Cinema

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell

Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf diebessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Schauburg und Casablanca

Die Vorleserin Frankreich 1990, R: Michel Deville, D: Miou-Miou

Die Heldin Constance, versehen mit Miou-Mious unglaublichem Charme, wird sich selbst durch ein Buch offenbar, das sie abends im Bett liest: „La Lectrice“ von Raymond Jean, mit der sie sich nach und nach identifiziert. Die Leserin wird über Kleinanzeigen zur professionellen Vorleserin. Im Laufe ihrer Lektüresitzungen wird unsere Sozialarbeiterin der Träume mehr als nur Vorleserin: zur Einweihenden, Trösterin, Verführerin, Wohltäterin, Aufwieglerin, Gehilfin, Beherrscherin, Schauspielerin... (L'Evenement) Gondel

Was vom Tage übrig blieb Großbritannien 1993, D: Anthony Hopkins

Am Ende des Films sitzt der Butler Stevens auf einer Bank am Hafen und schaut aufs Meer, und sein Gesicht ist noch leerer als je zuvor. Er strahlt eine Traurigkeit aus, die jenseits des Trauerns liegt, einen Schmerz über den Schmerz hinaus. Die Toten auf den athenischen Grabmälern schauen so. Und die großen Wahnsinnigen der Kinematografie. (Die Zeit) Modernes

When A Man Loves A Woman USA 1994, R: Luis Mandoki, D: Meg Ryan, Andy Garcia.

... dann sieht das meistens so aus: Er geht darin auf, sie kämpft mit sich und der Dreifachlast Mann, Beruf, Kinder. Ja und dann – geht sie nicht auf Konfrontation, sondern trinkt. Und es wird immer schlimmer. So viel zum Stichwort „heile Familie“. UT-Kino und Ufa-Palast UT-Kino und Ufa-Palast