: 3,7 Millionen arbeitslos
■ Anstieg der Arbeitslosenzahlen in Ost und West / BfA: „saisonale Ursachen“
Nürnberg (taz) – 3,7 Millionen Menschen waren Ende Juli in der Bundesrepublik arbeitslos gemeldet. Das sind 112.000 mehr als im Vormonat. Zudem wird die Statistik durch den Einsatz von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten wie Arbeitsbeschaffungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen in der Größenordnung von 1,65 Millionen entlastet. Trotzdem spricht der Chef der Nürnberger Bundesanstalt (BA), Bernhard Jagoda, von einer „fortschreitenden konjunkturellen Erholung im Westen. Im Osten hätte das „kräftige Wirtschaftswachstum“ die Stabilisierungstendenzen am Arbeitsmarkt verstärkt.
Bundeskanzler Helmut Kohl braucht sich also um negative Schlagzeilen über den Arbeitsmarkt nicht zu sorgen. „Ausschließlich jahreszeitliche Gründe“ machen die Nürnberger Arbeitsmarktstatistiker für den Anstieg der Arbeitslosigkeit verantwortlich.
In den alten Bundesländern waren bei den Arbeitsämtern Ende Juli 2.570.400 Arbeitslose registriert. Das sind 244.900 mehr als vor einem Jahr und 92.600 mehr als im Vormonat. Die aktuelle Arbeitslosenquote kletterte auf 8,3 Prozent. Jagoda machte für den Anstieg quartalsgebundene und und urlaubsbedingte Entlassungen sowie Arbeitslosmeldungen von Schulabsolventen verantwortlich. Saisonbereinigt, und darauf stützt sich der Optimismus von Jagoda, nahm die Zahl der Arbeitslosen um 18.000 ab.
In den neuen Bundesländern waren Ende Juli 19.400 mehr Menschen arbeitslos als Ende Juni. 1.136.100 Arbeitslose ergeben eine Quote von 15,1 Prozent. Jagoda stellte es als „bemerkenswert“ heraus, daß damit erstmals seit einem Jahr die Arbeitslosigkeit im Osten wieder unter dem Vorjahresniveau liege, nämlich um 30.400.
Aufgrund der Entwicklung der ersten sieben Monate korrigierte Jagoda seine Prognose über die zu erwartenden Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 1994 leicht nach unten. Statt 2,67 Millionen rechnet die BA inzwischen mit 2,6 Millionen im Jahresdurchschnitt im Westen. „Bundesfinanzminister Theo Waigel wird das gerne hören. Unser Geld reicht, alles spricht dafür, daß wir nicht zum Sorgenkind der Finanzpolitiker werden“, betonte Jagoda. Bernd Siegler
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