Die DAG outet einen „Mobbingfall“

■ Frauenreferentin Dreyer geht gegen Leiter der Landeszentrale für politische Bildung vor

Hartmut Frensel und Karin Peetz machen es spannend. Erst am Ende der Pressekonferenz, die über die ein Jahr laufende Anti-Mobbing-Kampagne der Deutschen Angestelltengewerkschaft informieren soll, rücken der Bezirksleiter und die DAG–Sekretärin damit raus, wer hinter dem Mobbing-Fall steckt, der als erster in Bremen geoutet wird: Ausgerechnet der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, Herbert Wulfekuhl, soll seit zwei Jahren gegen Brigitte Dreyer mobben, in der Landeszentrale zuständig für das Referat „Frau und Politik“.

Mit Genehmigung der von Brigitte Dreyer beauftragten Anwältin wird der Presse ein Schreiben an Herbert Wulfekuhl vorgelegt, das die Vorwürfe auflistet: Der Bildungschef soll die Autorität seiner Mitarbeiterin untergraben haben, indem er Außenstehenden erklärte, sie sei nicht autorisiert, Planungen von Projekten durchzuführen. Im Alltag habe er sie mit frauenfeindlichen Sprüchen traktiert, habe sie gar „für ihre außerdienstlichen Aktivitäten für die SPD (...) öffentlich gerügt, und zwar als Leiter der Landeszentrale für politische Bildung“. Die Liste der „systematischen Diskriminierungen und Diffamierungen“, heißt es, sei beliebig fortzusetzen.

Man habe vergeblich versucht, versichert Hartmut Frensel, mit Wulfekuhl zu einer Klärung zu kommen. Doch dieser blocke ab, was Brigitte Dreyer, die seit einer Woche als „Folge des Mobbings“ krank im Bett liegt, gegenüber der taz bestätigt: „Seit etwa zwei Jahren hat der kein dienstliches Wort mehr mit mir gesprochen.“ Dieser Zeitpunkt erregt bei der DAG Verdacht: Vor zwei Jahren nahm Brigitte Dreyer, die 1988 von Wulfekuhl an die Landeszentrale geholt worden war und, wie sie beschreibt, anfänglich ein gutes Verhältnis zum Chef gehabt habe, ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Fraktionsvorsitzende der DAG in der Vollversammlung der Angestelltenkammer auf. Sollte es daran liegen, daß Brigitte Dreyer zum Mobbing-Opfer wurde? „Das darf nicht einreißen“, erklärt Frensel kämpferisch. „Wir werden zukünftig keine KollegInnen mehr finden, die für uns ehrenamtlich arbeiten, wenn sie dafür öffentlich verunglimpft werden.“

Eine andere Mutmaßung geht dahin, daß Brigitte Dreyer als Frauenreferentin eine Politik fährt, die Herbert Wulfekuhl nicht paßt. Sie selbst hält das für möglich. Indiz: Ihre Projektmittel seien auf 12.000 Mark gekürzt worden, das gehe wohl über übliche Streichungen hinaus. Nachzuweisen könne sie das aber nicht, da der Haushalt zur Chefsache erklärt und niemand mehr Einblick gewährt worden sei. Dienstbesprechungen, die früher referatsintern Geldumverlagerungen ermöglichten, gebe es schon länger nicht mehr.

Das Spiel, das „Ich baue mir einen Nullreferenten“ heiße, kenne sie, Dreyer, zur Genüge von KollegInnen. Erst werden die Projekte totgeschlagen, dann heißt es, –Sie arbeiten nicht genug', und am Ende stehe das Arbeitsgericht. „Ich bin nicht bereit, mich zur Nullreferentin machen zu lassen. Ich verdiene hier 7.000 Mark brutto, das sind Steuergelder, und dafür will ich arbeiten.“

Herbert Wulfekuhl definiert sämtliche Vorwürfe als „völlig konstruiert“ und hat nur „ungläubiges Staunen“ parat. Die Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen. Die Kritik, er spreche seit zwei Jahren nicht mit seiner Mitarbeiterin und er verweigere den Einblick in den Haushalt, sei völlig aus der Luft gegriffen. Er bestreitet, jemals gemobbt zu haben, folglich, schließt er, „fühle ich mich nicht geoutet. Ich arbeite mit Frau Dreyer formvollendet zusammen. Sie wird von mir weder bevorzugt noch benachteiligt.“ Konkreter will er sich zu den Vorhaltungen nicht äußern, da diese nicht „auf den Marktplatz der Öffentlichkeit“ gehören. dah