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Ballungsraumfernsehen etc. pp.

Goldgräber ziehen weiter, wenn die Ader sich als Flop erweist. Seit in Deutschland niemand mehr auf „Ereignisfernsehen“ oder „informationsorientierte Vollprogramme“ setzt, locken jetzt die Claims der Ballungsräume die TV-Digger.

Praktische Erfahrungen auf diesem Gebiet konnten bisher drei Sender sammeln: neben IA noch „tv-münchen“ und das „Franken Fernsehen“ in Nürnberg. Für den ältesten Sender in München verliefen diese bisher nicht gerade ermutigend. Jährlichen Kosten von 25 Millionen Mark standen vier Millionen Werbeeinnahmen gegenüber. Die Franken wollen mit 13 Millionen auskommen, für drei Stunden Lokalprogramm täglich. Und das gerade lizensierte „Hamburg 1“ möchte sechs Stunden mit 15 Millionen machen. Fachleute betrachten die Szenerie mit Skepsis. Will Teichert, Direktor der Hamburger Akademie für Publizistik, kam bei seinen Berechnungen allein für ein 45minütiges Nachrichtenmagazin pro Tag auf sieben bis zehn Millionen Mark im Jahr.

Die Lösung ihrer Finanzprobleme sehen die Ballungsraumsender in der Übernahme von Mantelprogrammen. So will die luxemburgische CLT (RTL) den Hamburgern kostenlos Spielfilme und Serien anbieten, wenn sie dafür im Gegenzug die Werbezeiten bekommt. Und die Kirch-Gruppe versorgt den Münchner Sender mit Filmkonserven. Ziel der beiden Konzerne ist es, eine bundesweite Kette lokaler Sender unter ihren Einfluß zu bekommen und damit die großen Werbeetats von Markenartikelherstellern an Land zu ziehen. Ob die Werber das mitmachen, bleibt fraglich. Gerhard Zeiler, früher Chef bei RTL 2, warnte bereits im letzten Jahr, die Zuschauer von Lokalsendungen seien für die Werbewirtschaft zu alt.

Richtig profitieren dürften wohl nur die Pogrammlieferanten. Uraltserien und abgenudelte Hollywoodschinken lassen die Kassen von Kirch und Co. klingeln. Der Direktor der Berlin- Brandenburger Medienanstalt, Hans Hege, unkt, daß „von den Lokalprogrammen am Ende nur noch kleine lokale Fenster übrigbleiben.“ So wird das ganze Abenteuer wohl ausgehen wie einst im Wilden Westen. Dort machten nicht die Golddigger das große Geschäft, sondern die Verkäufer von Schaufeln und Bohnen in Dosen. Philippe Ressing

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