„Waffentaten auf Kreta sind legendär“

■ Traditionspflege: Bundeswehr wirbt mit den „Errungenschaften“ der Nazis

Berlin (taz) – Das Singen traditioneller Lieder aus dem Zweiten Weltkrieg gehört in der Bundeswehr zum Alltag. In einer Hochglanzbroschüre, die der taz vorliegt, wirbt die Luftlandebrigade 26 mit dem „Lied der Fallschirmjäger“. Eine Strophe: „Klein unser Häuflein, wild unser Blut ... wir wissen nur eins, wenn Deutschland in Not, zu kämpfen, zu siegen, zu sterben den Tod.“ Die einzige Tonaufnahme war im Februar 1940 aufgenommen worden, das Lied wird heute noch gesungen. Und die Broschüre wird an Tagen der offenen Tür und in Bundeswehrberatungsbüros verteilt.

Schon am Donnerstag war die Brigade 26 wegen ihres Repertoires ein Thema. Das TV-Magazin „Monitor“ meldete, daß Soldaten befohlen wurde, das auch in der Bundeswehr verbotene Lied „Hinter den Bergen“ zu singen. Darin werden die Einsätze der Fallschirmjäger während der Nazizeit verherrlicht. Teile des Textes finden sich auch in der aktuellen Werbebroschüre der Brigade wieder: „Schon im Zweiten Weltkrieg waren die Fallschirmjäger der deutschen Wehrmacht eine besondere Truppe – ihre Waffentaten auf Kreta oder am Monte Cassino sind Legende geworden.“

Das „Fallschirmspringerlied“ hatte bereits 1993 im bayrischen Altenstadt für Aufregung gesorgt. Die Kaserne wurde damals nach Franz Josef Strauß benannt. Als das Lied dort gesungen wurde, sprachen SPD, FDP und Grüne von einem „Skandal“. Schon seit einem Jahr protestiert die „Aktion 3. Welt Saar“ gegen solche Soldaten-Choräle. Der Sprecher der Organisation, Roland Röder, forderte gestern: „Ein Minimum an Respekt muß den Opfern des deutschen Faschismus gezollt werden.“ Sven Christian