Es hat sich ausgeschnackt

■ Vor das Wandbild an der Wilhelm-Kaisen-Brücke sollen Altenwohnungen gebaut werden – vorher aber gibt's einen Wettbewerb

Klönschnack über den Gartenzaun – über dieses behäbige Wandbild an zwei Hausbrandwänden neben der Wilhelm-Kaisenbrücke hat gab es vor zehn Jahren wenig Diskussion – es gefiel den meisten BremerInnen genauso gut wie das Rentnerpaar am Rembertikreisel. 1984 waren die Wände an der Friedrich-Ebert-Straße bemalt worden, im Auftrag der Becks-Brauerei, die dort ursprünglich für ihr Produkt hatte werben wollen. Die alte St.Pauli-Kirche aus dem 17. Jahrhundert, der eigentliche Platzfüller, war 1944 zerstört worden.

Nun hat die behördliche Arbeitsgruppe Baulücken einen scharfen Blick auf die Freifläche vor der gemalten Idylle geworfen: „Neben der Polizeihausbaulücke am Altenwall ist das die spektakulärste Lücke in Bremen“, findet Lückenbeauftragter Hanns-Peter Karl. Der Aus- bzw. Eingang der Stadt sei doch hier ganz ohne Form und Fassung. Nun wird die evangelische St.Pauli-Gemeinde dort 30 Altenwohnungen mit Sozialstation und Serviceeinrichtungen bauen. Weil sie zusätzlich ein Stück städtisches Land hat kaufen wollen dafür, konnte die AG Baulücken die Gemeinde zu einem Architektenwettbewerb verpflichten. Besonderheit: Teilnehmen können auch HochschulabsolventInnen. Insgesamt warten 100.000 Mark auf die PreisträgerInnen.

Ziel des Wettbewerbs im O-ton der Baulückenbewirtschafter: „Die Unräumlichkeit des Brückenkopfes, wo sich der Verkehr, der über die Weser kommt, in die Neustadt ergießt, soll mit der Bebauung des Grundstückes gemildert werden.“ Das Gebäude soll den „gewaltige Straßenraum torartig einengen“.

Nur, ist es an dieser Ecke nicht ein bißchen sehr laut? Klar, sagt Planer Karl zu, das habe aber offenbar nicht die vielen Leute abgehalten, die sich schon jetzt um eine Wohnung in der künftigen Altenwohnanlage beworben haben. „Ist eben stadtnah“, sagt Karl.

Ihrem Ziel, bis zum Jahr 2.000 den Bau von rund 4.000 Wohneinheiten in innerstädtischen Baulücken anzuschieben, ist die Plaungsgruppe schon recht nah gekommen, sagt Karl. „Das schaffen wir mit links.“ Nach Walle, Gröpelingen und der Neustadt kommt jetzt Hemelingen dran. cis