Gespräch verhinderte Explosion

■ Die Polizei kam zu spät, ein Anwohner jedoch reagierte

Durch bloßes Zureden verhinderte Kaya Murat, Geschäftsführer einer Kneipe am Steintor, daß Jugendliche in der Nacht zum Samstag direkt am Gänsemarkt einen Bagger in die Luft jagten.

taz: Herr Kaya, was ist an diesem Abend vor Ihrem Lokal passiert?

Murat Kaya: Einige Jugendliche versuchten, aus einer Flasche was in den Bagger zu füllen, der direkt vor meinem Laden stand. Ich hab ihnen dann gesagt, sie sollen die Scheiße lassen, weil der Bagger schließlich explodieren kann. Das haben sie dann eingesehen.

Was war in in dieser Flasche?

Was zum Verbrennen, das war so eine Art Molotow- Coctail.

Haben Sie keine Angst gehabt?

Wenn Sie 15 Jahre im Steintor leben, dann vergessen Sie die Angst.

Haben sie noch nie Schläge gekriegt?

Nein, Gott sei Dank noch nicht. Am Samstag waren auch nur ein paar Ausweichler dabei, ansonsten konnte man mit denen ja sprechen.

Wie alt waren die denn?

Ach, so zwischen 16 und 19.

Hätte man mit den anderen auch reden können?

Vielleicht. Ich weiß nicht, ich habe nur mit denen geredet, die den Bagger im Visier hatten.

Und die sind ganz ruhig abgezogen?

Ja, als sie's eingesehen haben, sind sie gegangen und auf dem Ziegenmarkt stehengeblieben.

Haben Sie eine Kritik an der Polizei?

Ja, die waren erst am Kiosk. Als die ganzen Krawalle angefangen haben, sind sie weggefahren. Dann konnte man von denen zwei Stunden nichts sehen.

Zwei Stunden?

Ja, um eins hat die Scheiße angefangen. Um halb drei oder kurz vor drei war die Behörde da.

Gab es noch andere Leute, die versucht haben, die Jugendlichen abzubringen?

Ja, natürlich. Als eine Mülltonne brannte, hat einer versucht, die wieder auzumachen, aber wenn man hier was ausgemacht hat, fing es an der nächsten Ecke wieder an.

Haben die Jugendlichen gedroht, Passanten zu schlagen?

Nein.

Es heißt ja immer: Alle schauen zu, keiner greift ein.

Ach, ich habe einfach versucht, mit denen zu sprechen, und die haben das eingesehen.

Hatten auch andere Geschäftsleute Angst um ihre Läden?

Natürlich, jeder hatte Angst um seinen Laden. Vor einem halben Jahr ist ja schon mal so was passiert.

Haben Sie mal mit den anderen Geschäftsinhabern überlegt, ob Sie sich besser schützen können?

Wenn wir uns auf unsere Weise beschützen, dann haben wir die Behörde gegen uns. Dann heißt es: Wieso haben Sie keine Polizei angerufen, wieso machen sie da Selbstjustiz? Also die Behörde, die sitzen da hinter ihrem Tisch und wissen nicht, was auf der Straße los ist.

Fragen: Dora Hartmann