Religions-Zensur?

■ KatholikInnen fordern Islamunterricht für Moslems, ProtestantInnen lehnen ab

Schon seit Martin Luthers Zeiten streiten sich die katholischen mit den evangelischen Kirchen-Oberen. In einer der aktuellen Debatten geht es um den Islam. Streitpunkt ist der Religionsunterricht in den Schulen. Während die Katholikin Rita Waschbüsch, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, die Meinung vertritt, der Islam solle dort unterrichtet werden, wo es viele türkische Schulkinder gibt, hält dies die evangelische Kirche in Nordelbien für unangebracht.

Waschbüsch forderte einen „geordneten Islamunterricht“, um der Gefahr vorzubeugen, daß Kinder „fundamentalistisch vorgeprägt“ würden. Durch eine schulische Religionsvermittlung könne der Islam als „offen und rücksichtnehmend“ dargestellt werden.

Schon im März diesen Jahres hatte der Lübecker Bischof Karl Ludwig Kohlwage das katholische Ansinnen strikt abgelehnt: Die evangelisch-lutherische Kirche könne nicht daran interessiert sein, den Betrieb von Koranschulen auf allgemeinbildende Schulen auszudehnen. Jetzt wurde diese Meinung von Ocke H. Peters, dem Sprecher der nordelbischen Kirchenleitung, noch einmal bestätigt.

Bei dieser Kontroverse stellen sich mehrere Fragen auf einmal: Sollten deutsche Schulen den Koran in zurückgenommener, „zensierter“ Form unterrichten? Kann Unterricht an deutschen Schulen dem Fundamentalismus tatsächlich vorbeugen? Oder sollte die Religion – auch das Christentum – nicht besser aus allen Schulen ganz verbannt werden? epd/ab