Wir basteln uns einen echten Castor-Behälter

■ TÜV bemängelt Atommüllbehälter

Hannover (taz) – Pleiten und Pannen produzierte die Gesellschaft für Nukleraservice (GNS) im AKW Philippsburg beim Beladen des ersten für Gorleben bestimmten Castor-Behälters. In einem Bericht des TÜV Südwestdeutschland, den das niedersächsische Umweltministerium gestern veröffentlichte, sind die Bastelstunden peinlichst aufgelistet. Da mußte man während des Beladens im Becken des AKW zunächst mit einem speziellen Unterwasserstaubsauger 180 Gramm Metallspäne absaugen, die noch aus der Produktion des Behälters stammten. Nach dem ersten Aufschrauben zeigte sich, daß der Deckel zehn Millimeter zu groß war. Ein zweiter Schraubversuch endete „mit dem gleichen Ergebnis“, schreibt der TÜV. Schließlich mußten Bolzen ersetzt, der Deckel gerade gezogen, mit Schleifpapier bearbeitet werden, bis es mit einem eigens dafür konstruierten Werkzeug gelang, den Castor zu verschließen. Beim Trocknen versagte das Meßgerät. Weil Ersatz nicht zu beschaffen war, griff man auf zwei in der Genehmigung nicht vorgesehene Meßgeräte zurück, von denen dann eines durchhielt.

Mit Forderungen, was beim Beladen des nächsten Castor zu ändern sei, endet der TÜV-Bericht. Warum dem Philippsburger Modell trotzdem die erforderliche Dichtigkeit bescheinigt wurde, versteht Niedersachsens Umweltministerin Griefahn nicht. Sie hat den hannoverschen TÜV und das Umweltministerium in Baden- Württemberg um Stellungnahmen gebeten. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig soll die Zuverlässigkeit der Ersatz-Meßgeräte begutachten. Für den Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium, Dietmar Schulz, ist es undenkbar, daß ein mit Schleifpapier bearbeiteter Behälter für die langfristige Lagerung hochradioaktiver Stoffe geeignet ist. ü.o.