„RoGoPaG“ von Rosselini, Godard, Pasolini Gregoretti: Episoden aus dem Jahr 1963

Kurzfilme oder auch Streifen mittlerer Spieldauer zu einem einzigen abendfüllenden zu montieren, scheint nicht so selbstverständlich wie die Bündelung mehrerer Kurzgeschichten und Novellen unter einem einzigen Buchumschlag. Gerade in Amerika, wo doch mit Griffith' Intolerance (1916) ein frühes und gleich herausragendes Beispiel der Gattung vorlag, fristet der Episodenfilm ein ungeliebtes Dasein.

Anders in den romanischen Ländern: Max Ophuls summierte 1952 ein dreifaches Le plaisir, dem er als gemeinsamen Nenner ausschweifende, die Emotionen gleichsam er-fahrende Kamerabewegungen unterlegte. Und im selben Jahr hatte Antonioni aus Polizeiakten mit den Kindern unserer Zeit ein authentisches Bild der demoralisierten kriminellen Jugend bürgerlicher Staaten konstruiert, das dann die allfällige Auseinandersetzung mit der Zensur arg beschädigte.

Für den jetzt wiederaufgeführten RoGoPaG steuerten verschiedene Regisseure – der Kürzeltitel verrät es – die Episoden bei. Die jüngeren Talente sollten durch die Koppelung mit dem neorealistischen Altmeister Rosselini publik gemacht werden. Nun war damals, 1963, Godard schon längst durch Außer Atem anerkannt.

Auch Pasolini ging schon von den dokumentarischen Beobachtungen des römischen Subproletariats zu den religiösen Stoffen über, wofür die Episode „Ricotta“ Zeugnis ablegt: Der Statist einer Cinecittà-Produktion leidet unter dem Regisseur (gespielt von Orson Welles) genauso wie an seiner Rolle (ein gekreuzigter Schächer). Wer aber war der wohl erstmals in Hamburg zu sehende Ugo Gregoretti? Auf seine Episode „Das Huhn“ darf man gespannt sein: Zuvor, in seinem ersten Spielfilm hatte er ausschließlich jugendliche Laiendarsteller ihre eigene Geschichte spielen lassen.

Hendrik Feindt

Alabama, 11. - 14.8., 22.30 Uhr