Nach Anflug auf Berlin drehen Investoren ab

■ World Trade Center schrumpft zu Handelszentrum / Neuer Investor nach geplatztem Grundstückspoker gesucht

Dem Berliner Senat brechen die Investitionsprojekte weg. Nach dem „Aus“ für das Medienzentrum Bertelsmann am Spittelmarkt und die Olympia-Großsporthalle samt Büro- und Dienstleistungszentrum an der Chausseestraße ist nun das Bauvorhaben für das „World Trade Center Berlin“ auf dem Klingelhöfer-Dreieck im Tiergarten geplatzt. Bei den Grundstücksverhandlungen zwischen der Finanzverwaltung und dem in Aussicht genommenen Investor, der Philipp Holzmann AG (Frankfurt/Main), „konnte keine Einigung über den Kaufpreis erzielt werden“, so die Finanzverwaltung. Damit läuft die Kaufoption für den Frankfurter Bauträger aus, der sich seit Jahren müht, dort den Zuschlag für das 400-Millionen- Mark-Projekt zu erhalten.

Die Finanzverwaltung hatte zuletzt 8.500 Mark pro Quadratmeter für das 20.900 Quadratmeter große Grundstück verlangt, auf dem ein Hotel, ein Kongreßzentrum, Läden und Büros entstehen sollen. Die Holzmann AG lehnte dieses Angebot mit der Begründung ab, daß weder der hohe Kaufpreis noch die mögliche Rendite (40 Mark/qm) ihren Vorstellungen entsprächen. Für das Gelände hatten die Architekten Leon & Wohlhage (Berlin) Anfang der neunziger Jahre ein Konzept aus offenen Zeilen und Blöcken vorgelegt.

Nach dem gescheiterten Grundstückspoker will Bausenator Wolfgang Nagel „umgehend“ einen neuen Investor für das brachliegende Areal durch ein sogenanntes „Investorenauswahlverfahren“ gewinnen. Auf der „Grundlage des bestehenden Projektes“, erklärte Nagel, suche die Bauverwaltung nach neuen Investoren. Der mögliche Bauherr müsse sich jedoch an die „klar definierten Rahmenbedingungen“ halten. Ein anderes Nutzungskonzept als die vorgesehenen Einrichtungen auf 69.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche für Büros und Einzelhandel, Hotelräume und Kongreßsäle soll es nicht geben, so Nagel.

Dazu wird das „Handelszentrum“, wie es nun heißen soll, öffentlich ausgeschrieben. „Wer am höchsten bietet, erhält den Zuschlag“, sagte Nagels Pressesprecherin Petra Reets. Trotz der neuen, zeitaufwendigen Bauherrensichtung sei „schon“ im Herbst mit einem möglichen Investor zu rechnen. Reets bedauerte die geplatzten Verhandlungen, wollte aber zu dem Grundstückspoker keine Stellung nehmen. Der Senat hatte Holzmann mehrfach die Kaufoption verlängert, statt sich um einen anderen – willigeren – Kunden zu kümmern.

Die gescheiterten Grundstücksverhandlungen treffen erneut die Pläne von Bausenator Wolfgang Nagel, für große Neubauflächen potente Investoren zu finden. „Große City-Projekte kommen nicht voran“, sagt der Architekt Peter Oswald, so die Überbauung des Zentralen Omnibus-Bahnhofs oder des Tacheles. Ebenso unsicher ist die Vermarktung der Entwicklungsbereiche mit Geschäften und Wohnungen. Der herausposaunte Büro-Boom wird immer mehr zum Büro-Bubble in der Mitte. „Das Haushaltsloch schlägt jetzt voll durch“, räumt Reets ein. Rolf Lautenschläger