Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine

Die Abenteuer von Huck Finn USA 1993, R: Stephen Sommers, nach dem Buch von Mark Twain, D: Elijah Wood, Jason Robards

Wie im Roman von Mark Twain gibt es auch in der Disney-Verfilmung des Buches jede Menge Elend und Spannung. Da ist Huck, der Jugendliche, Sohn eines brutalen Säufers, der vor dem Vater flieht. Alle Welt glaubt, Huck sei tot. In Wirklichkeit schlägt er sich durch und trifft dabei auf den entflohenen Sklaven Jim. Beide werden jedoch entdeckt, für Jim bedeutet das nichts Gutes. Da entschließen er und Huck erneut die Flucht. Aber auch diesmal geraten sie in Wirren und Unbill: Zwei Erzgauner wollen sie vor den eigenen Karren spannen, der Erpressung heißt. Natürlich ersinnen Huck und Jim einen Trick und verstecken das erpresste Geld. Aber da wird es richtig brenzlig für die beiden... Kino 46

Abyss – Director's Cut USA 1990, R: James Cameron, D: Mary Elisabeth Mastrantonio, James Caan

Bevor Cameron mit „Terminator II“ die Trickspezialisten in aller Welt begeisterte, übte er in „The Abyss“ schon mal ein wenig mit den neuen Computerprogrammen. Damit formt und verformt er in diesem reizenden Unterwassermärchen eine Reihe possierlicher Fischwesen, die Freundschaft mit einer kriegerisch dreinschauenden U-Boot-Besatzung schließen. Der „Director's Cut“ ist, wie üblich, um einige extra-malerische, aber auch recht zähfließende Unterwasser-Panorama-Szenen angereichert, was die Angelegenheit auch nicht gerade spannender macht.Cinema

Akira Japan 1992, R: Katsuhiro Otomo

Die erste filmische Version eines „Magna“ – so nennen die Japaner jene Comics, die in epischer Breite und Länge meist recht abgefahrene Science-Fiction-Stories erzählen. Die Erzählung über den Mutantenjungen „Akira“ lebt in ihrer Comic-Form vor allem von ihrem wahnwitzig rasanten Tempo und der Faszination an monumentalen Techno-Architekturen. Vom Tempo ist leider im Trickfilm nichts übriggeblieben; dafür schwelgt Otomo mit seinem Heer von Trickzeichnern umso heftiger in grandiosen Stadtansichten und Weltuntergangs-Szenarien. Und die Story selbst wird hier derart aufgeblasen, daß am Ende eine völlig verquaste, quasi-religiöse Erlöser-Phantasie draus wird – das hat die kleine, tapfere Nervensäge Akira nicht verdient! Cinema

Allein mit Dad & Co USA 1994, R: Howard Deutch, D: Macaulay Culkin, Ted Danson

„Macaulay Culkin alias „Kevin“ hat zu seiner Paraderolle zurückgefunden: Einmal mehr spielt er den cleveren, kleinen Klugscheißer, der den doofen Erwachsenen das Leben schwermacht. Diesmal ist sein Vater der Auserwählte. Der ist ein schlimmer Finger und sein Sohn bei ihm zu Besuch (...) Den Rest kann man sich denken. Happy-End und Sonnenschein. Hatten die „Kevin“-Filme noch den Reiz des Anarachischen, so ist „Allein mit Daddy & Co. ein fades Möchtegern-Komödchen.“ Ufa-Stern

Aristocats USA 1970, R: Wolfgan Reithermann

Die Wiederkehr des Zeichentrick-Klassikers mit den irrsinnig nasalen Katzenhoheiten. Einer der besseren Filme aus den Disney-Studios. Atlantis, City

Bad Girls USA 1994, R: Jonathan Kaplan, D: Madeleine Stowe, Drew Barrymore, Andie MacDowell

Das Elend fängt schon damit an, daß der Titel Erwartungen weckt, die gar nicht eingelöst werden sollen: Die „bad girls“ sind nicht „bad“, sie wirken nicht einmal „naughty“. Ähnlich wie bei Thelma & Louise, ein Film, der zu Unrecht als feministisches Manifest diskutiert wurde, unternimmt Kaplan jede Anstrengung, um die Tatsache, daß Frauen zur Waffe greifen, moralisch abzufedern. Was den gar nicht so wilden Ritt der Damen in Gang bringt, ist schiere Notwehr: Saloonbesitzerin Cody erschießt einen Freier, der eines ihrer Mädchen verprügelt und überdies zuerst seine Waffe gezogen hat. Weil der Tote aber zu den Honoratioren des Prärie-Nestes Echo City gehört, tritt ein Lynchmob auf den Plan, und fortan befindet sich Cody mit ihren Gefährtinnen auf der Flucht. (epd)Ufa-Stern

Benny & Joon R: Jeremiah Chechik, D: Aldann Quinn, Mary Stuart Masterson

Benny und Joon sind Geschwister und auf verhängnisvolle Weise miteinander verhakelt: Seit die Eltern bei einem Unfall starben, fühlt Benny sich seiner autistischen Schwester Joon besonders. Aber dann tritt der schräge Sam in Joons Leben und es kommt zu Schwierigkeiten: Sam ist nämlich auch seltsam und in den Augen des Bruders nicht der geeignete Freund für Joon. Erst als Joon beim Bruder auszieht, versteht der, wie ernst ihr die Unabhängigkeit ist. Aber Joon muß auch begreifen, wo ihre Grenzen liegen: Sie bekommt einen Anfall – der bringt die Geschwister auf eine neue Art zusammen. Filmstudio

Beverly Hills Cop III USA 1994, R: John Landis, D: Eddie Murphy, Judge Reinhold

Murphy ist der einzige, der sich angesichts dieses tumben, einfallslosen Spektakels amüsiert. Feixend und blödelnd jagt er dem tumben Boß einer Geldfälscherbande hinterher, verfolgt ihn von Detroit nach Beverly Hills, bringt nebenbei seine alten Kollegen neu in Schwung und ignoriert wieder einmal sämtliche Regeln der Polizeiarbeit. Europa und UT-Kino

Die Coneheads USA 1993, R: Steve Barron, D: Dan Aykroyd, Jane Curtin

„In ,Coneheads' zieht wieder jener normale Schwachsinn in die zwischenmenschlichen Beziehuntgen ein, der sich nur in der Unberechenbarkeit plötzlicher Triebabfuhr entladen kann. Keine starren Diskussionen schmälern hier das Vergnügen, alles irrt ein wenig fremd aneinander vorbei, und plötzlich explodieren dann Toaster oder Raumschiffe und Männer rennen durch Wohnmobilwände aus Aluminium und hinterlassen echte Spuren, ohne daß es groß schmerzt.“ (taz)

Ufa-Stern

The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson

Und ewig prasselt der Regen, ewig schön pladdert er auf die pittoreske Stadtkulisse hernieder, in der sich gleichfalls schön zerfurchte Menschen herumschlagen. So aber ist der ganze, schöne Film: Bild um wunderhübsches Bild wird hier den Zuschauern um die Augen geschlagen – jedes einzelne so clever, so effektvoll stilisiert, daß sämtliche Charaktere zu Comicfiguren der dämlichsten Sorte erstarrt sind. Was hier als schicker „Trash“ für ein vermutlich trendbewußtes Teenie- und Twenpublikum verhökert werden soll, ist genau das: Trash, Müll – Altmetall statt Heavy Metal. UT-Kino und Ufa-Stern

Däumeline USA 1993, R: Don Bluth

„Mit süßer Stimme singet Däumelinchen, nicht wissend, daß draußen eine Elfe in Form des Elfenprinzen Cornelius vorbeischnattert. Nächsten Tag sehen sie sich, ein Wort gibt das andere, und hast du nicht gesehen wird geherzelt & geküßt, daß es eine Lust ist.“ (taz) UT-Kino

Drei Farben: Blau Frankreich 1993, R: Krzysztof Kieslowski, D:Juliette Binoche, Benoit Regent, Florence Pernel, Emanuelle Riva

Der Tod markiert den Anfang: Julie hat durch einen Unfall das Kind und den Mann Patrice verloren. Der war ein berühmter Komponist und hinterließ ein unvollendetes Konzert für die Vereinigung Europas; an seiner Urheberschaft bestehen allerdings einige Zweifel, die im Laufe des Films noch bestärkt werden. Möglicherweise hat Julie das Konzert komponiert. Mit dem Tod des Liebsten allerdings beginnt für Julie ein neues Lebensthema: Abschied. Julie zieht nach Paris, versucht sich auf neue Art, aber das Alte holt sie immer wieder ein. Erst ein schwerer Schlag läßt sie wieder ins Jetzt auftauchen. „Die Farbe Blau aus der französischen Trikolore, erster Teil der Kieslowski'schen Trilogie, ist der Liberté gewidmet. Doch alleine die innere Freiheit des Individuums interessiert den Regisseur, so epd-Film. Der geht er mit wunderbarer Kameraführung nach. Atlantis

Drei Farben: Weiß Frankreich 1993, R: Krzysztof Kieslowski, D: Zbigniew Zamachowski, July Delpy, Janusz Gajos, Jerzy Stuhr

Ein Film, an dem sich die Geister der Kritik scheiden. Der zweite Teil einer Trilogie, die mit Drei Farben Blau begann, bringt die SchauspielerInnen ins Spiel, die wir aus Kieslowskis Filmen kennen. Allen voran Zamachowski. „Als Karol Karol, als polnischer Charlie mit Anleihen beim großen Bruder Chaplin, mimt er den liebeskranken (Anti-)Helden. Selbst in der eingänglichen Beerdigungsszene steht er im Mittelpunkt: Aus der Nähe verfolgt er die Beerdigung. Seine eigene. Ein Opernglas bringt ihm die Tränen seiner Frau Dominique (J. Delpy) nah“, führt uns epd-Film ins Geschehen ein. Das ist insgesamt etwas kompliziert, es handelt vom tiefen Fall und rasenden Aufstieg des mittellosen Friseurs Karol Karol in Paris bis zum schwerreichen Unternehmer im postkommunistischen Warschau – „als Kinogeschichte, das ist so einfach nicht“. Erschwerend kommt die Kamera dazu: Die fotografiert einfach ab. Nah an den Figuren, Buntes meidend und so auf Schwarzweiß orientiert – daß es doch wieder Kunst wird, tröstet epd. Und findet: „Kieslowski ernst nehmen, heißt ihn mißzuverstehen, mit seinen Humor, der zwischen Gott und dem Absurden pendelt. Atlantis

Einsam, Zweisam, Dreisam USA 1994, R: Andrew Fleming, D: Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin, Josh Charles

Weil ihr Vorname ein wenig männlich klingt, wird die selbstbewußte Alex zusammen mit dem intellektuellen Eddy und dem Partylöwen Stuart ins selbe College-Appartment einquartiert. Da beginnen die Verwicklungen: Stuart will mit Alex ins bett, Alex steht auf Eddy, Eddy wiederum auf Stuart .UT-Kino, Ufa-Palast

Erst die Arbeit und dann... Deutschland 1984, R: Detlev Buck

Buck mit der Kamera auf dem Land, von wo er kommt. Und das er deshalb so liebevoll und gehässig inszeniert, wie wenige andere. Der Hauptdarsteller neben Enten und Vieh, ein Bauerssohn, entflieht der Gülle und der Arbeit ins Schicki-Micki Eppendorf. Aber dann steht er da und will Anschluß finden...Cinema

The Flintstones – Familie Feuerstein USA 1994, D: Harold Ramis, John Goodman, Musik: B 52's.

Jawohl, es handelt sich hier tatsächlich um Fred, Wilma Barnie Geröllheimer & Co. Den dämlichen Beverly Hillbillies dicht auf den Fersen, soll auch hier eine US-Uralt-Serienklamotte wiederbelebt und auf Spielfilmformat aufgeblasen werden. Bereits der Soundtrack der Senioren-Waver B 52's läßt in seiner Bravheit Schlimmstes befürchten – zu hoffen bleibt, daß John Goodman, der ja auch mal richtig gute Bösewichte verkörpert hat, hier nicht endgültig auf Knallkopp-Charaktere abgestempelt wird. Ufa Palast und UT-Kino

Flucht aus Absolom USA 1994, R: Martin Campbell, D: Ray Liotta, Lance Henriksen

Unter dem Motto „Nichts ist primitiver als die Zukunft“ wird hier eine hybride Kreuzung aus Sci-Fi und Gefängnisfilm präsentiert, die aber angedockt ist an die großen "Ein-Mann-befreit-sich“-Epen der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre, also vor allem „Exodus“ und „Spartacus“. Die Frau, die u.a. „Aliens III“ und „The Abyss“ produzierte, Gale Ann Hurd, hat sich hierd im Einklang mit Regisseur Martin Vampbell einen alten Hippie-Traum verwirklicht: Daß die Kleinkommune innen liegt und die anderen außen, und daß man so bedrohlich für sie ist, daß sie einen bis aufs Messer bekämpfen müssen – vergeßt Woodstock, hier kommt Absolom, mit Bikern, Skinheads, Primitiven, techno-Warriors und Moles. (taz) Ufa Stern und UT Kino

Frankie, Johnny und die anderen Deutschland 1992, R:Hans-Erich Viet, D: Detlef Kuper, Paul Herwig, Claudia Meyer

(s. taz von heute) Cinema

Das Geisterhaus Deutschland/ Dänemark/ Portugal 1992, R: Bille August, nach dem Buch von Isabel Allende, D: Meryl Streep, Jeremy Irons, Glenn Close, Wynona Rider, Armin Mueller-Stahl, Antonio Banderas, Vanessa Redgrave, 100 min.

Tod und Magie umgeben die Lebensgeschichte Estebans, dessen Braut einem Giftanschlag zum Opfer fällt. Jahre später heiratet er ihre Schwester Clara, die hellseherische Fähigkeiten besitzt. Filmstudio

Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa R: Lasse Hallström, D:Johnny Depp, Leonardi di Caprio, Juliette Lewis

Ein Film vom Leben auf dem Lande namens Amerika, wo es am gottverlassensten ist und Endora heißt, wo ein Gilbert tagein, tagaus seine Kolossale Mama, seinen schwachsinnigen Bruder und sonst noch allerhand zu versorgen hat, so daß er des Fortkommens und der Liebe schon ganz vergessen hat. Ein wunderschöner, geradezu heiligmäßiger einfacher Film. Und erst die Darsteller: herzergreifend Johnny Depp als Gilbert Grape, sagenhaft Leonard di Caprio als Bruder Arnie, von den anderen zu schweigen. Der „Spiegel“ verglich den Film mit der „Letzten Vorstellung“ von Bogdanovich, „epd-film“ mäkelte ein bißchen und warf den Regisseur Lasse Hallström vor, er habe ja doch nur „Möglichst amerikanische Bilder“ machen wollen, aber der „Katholische Filmdienst“ wetzte die Scharte wieder aus, in dem er sich hinreißen ließ und dem Film geradezu „spirituelle Qualitäten „ bescheinigte. City und Casablanca/Oldenburg

Grüne Tomaten USA 1991, R: Jon Avnet, D:Mary Stuart Masterson, Mary-Louise Parker, Kathy Bates, Jessica Tandy, Stan Shaw, Cicely Tyson, 130 min.

Im Whistle-Stop-Café, beim regionalen Super-Gericht mit grünen Tomaten lernen sich zwei Frauen kennen, die bisher ganz unterschiedliche Wege gingen. Eine mit ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit, die andere mit einem brutalen Schläger und Tyrann als Ehemann. Von der Geschichte dieser beiden Frauen in den segregierten, rassistischen Südstaaten handelt der Film. Und von ein wenig unabhängigem, weiblichen Denken – in amerikanischer Filmtradition. City

Help!England 1965, R: Richard Lester, D: John Lennon, Paul McCartney, Ringo Starr, George Harrison, Leo McKern

Eine gute Mischung aus Musikfilm und surrealistischer Groteske im Stile eines Agentenfilms kam da mit den Beatles auf den Tisch. Die Handlung: Im fernen Osten soll eine junge Frau vor einem Götterstandbild geopfert werden. Ihr Glück: Es fehlt eine Reliquie für die heilige Handlung, ein Ring, den Ringo Starr am Finger trägt und nach dem nun eine wilde und gefährliche Jagd beginnt. Kino im Stadionbad

Hilfe! Jeder ist der Größte USA 1993, R: James Lapine, D: Michael J. Fox, Christina Vidal, Cindy Lauper

Jetzt muß der ewige Kindskopf Fox sich selbst mit den lieben Kleinen –rumschlagen. Und sierht dabei ganz alt aus. Als Manager einer Kinderstartruppe nämlich, die zwar beherzt, aber völlig inkompetent in die Saiten haut. Bis eine Rotzgöre von der Straße auftaucht, die Fox zum neuen Superkinderstar machen will. Da lacht die ganze Familie. Ufa-Palast

In den Straßen der Bronx USA 1994, R: Robert DeNiro, D: De Niro, Chazz Palminterri

„A Bronx Tale“ ist ein zutiefst patriarchalischer, ein wunderbar nostalgischer und ein schöner Film. Einer, in dem man bei reflektiertem Sehen auch einiges lernen kann über das Funktionieren von Vaterfiguren. Und ein sehr katholischer Film: in der Fülle seines Bilderreichtums, seiner Sinnlichkeit, seiner Moral. Und darin, daß er über diese Moral galant hinwegsehen kann und bereit ist, mit leichtem Schmunzeln, Schwächen und Unehrlichkeiten zu akzeptieren. (epd) Ufa-Stern

Leben! Hongkong/ VR China 1994, R: Zhang Yimou

In seiner Heimat ist Zhang Yimou inzwischen zur Symbolfigur der neuen chinesischen Filmemacher-Generation geworden. Seine Filme wurden verboten, seine Dreharbeiten behindert. Das revolutionäre seiner Filme läßt sich aus den einzelnen Filmen zwar kaum ermessen. Aber allein der kämpferische Ton, der auch in dieser Familienchronik angeschlagen wird, reicht der Regierung meist schon, um Gefahr für das System zu wittern. „Leben“ schildert den Weg einer Familie aus den 40er Jahren, der Zeit des Bürgerkriegs, bis in die Ära nach der Kulturrevolution – eine kleine Geschichte als Gegenpol zur offiziellen Staatsgeschichte. Schauburg sowie Gondel und Casablanca/OL

Maverick USA 1994, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Jodie Foster, James Garner

„Ein Maverick ist ein Kerl, der zugleich schneidig ist und wenig auf der Pfanne hat (Tom Cruise heißt „Maverick“ in „Top Gun“). Dabei ist es furchtbar, wie nett er ist. Mel Gibson, der im Gegensatz zu Tom Cruise über ein Gesicht verfügt, hat seit „The Year Of Living Dangerously“ („Ein Jahr in der Hölle“) möglicherweise unberechtig einen Stein im Brett; denn was er sonst so macht, läßt um seinen Verstand bangen. Jedenfalls gibt er hier einen Pokerspieler mit einer Southern Belle als Gegenspielerin (Jodie Foster), die sich mit allen Wassern gewaschen hat. Wenn diese im Südstaatenakzent auf seinen kümmerlichen Pistolentrick zu ihrem doofen Nachbarn sagt: „Was that fast? I thought that was fast! – dann ist das nicht nur ziemlich lustig, sondern hier wächst auch zusammen, was zusammengehört... unbedingt mit Hut reingehen!“ – rät Ihre taz. City

Die nackte Kanone 33 1/3 USA 1993, D: Leslie Nielsen, Priscilla Presley, George Kennedy, R: Peter Segal

Da ist er wieder, der Oberchaot vom Dienst, Lieutenant Frank Drebin. Sein Verdienst: Recht und Ordnung baden gehen lassen. Zum driten Mal werden Szenen aus allseits bekannten Streifen hochgenommen. Die Bahnhofsverfolgungsjagd aus den Untouchables. Oder die Saurier aus Jurassic Park mit ihrem erdbebenerzeugenden Gestampfe. Ufa-Stern

Das Parfüm von Yvonne Frankreich 1993, R: Patrick Leconte, D: Sandra Majani, Hippolyte Giradot

„Das Geheimnis des Weiblichen, gesehen aus der Perspektive der Männer: Das ist die Zugkraft von Lecontes Filmen. Die flüchtigen Elemente, Wasser, Licht und Wind, bestimmen die Atmosphäre des Films. So, wie Yvonnes weißer Rock auf dem Schiff um ihren nackten Po flattert, verhalten sich auch die Akteure.“ (epd)Kino im Stadionbad

Philadelphia USA 1993, D: Tom Hanks, Denzel Washington, R: Jonathan Demme

Tom Hanks als sterbenskranker Anwalt, den seine Kanzlei feuert, als offenbar wird, daß er Aids hat. Denzel Washington als Anwalt, der dem Kollegen die Klage dagegen vor Gericht durchstehen hilft. Eine Arie, gesungen von Maria Callas, während Hanks halb tanzend, halb sinnierend durch seine Wohnung taumelt, den Infusionsständer hinter sich her ziehend: das ist das Höchste an Melodramatik, was Regisseur Demme sich gestattet. Ein schlichter Film mit hervorragenden Schauspielern. UT-Kino

Picasso Frankreich 1956, R: Henri-Georges Clouzot, mit Pablo Picasso, 78 min. OmU

Dem Genie Picasso folgte die Kamera von Henri-Georges Clouzot ins Atelier – und brachte Bilder hervor, die noch 40 Jahre später beeindruckendes Zeugnis von der Arbeit Picassos ablegen. Cinema

Rapa Nui USA 1994, 107 min, R: Kevin Reynolds, D: Jason Scott Lee, Esai Morales

„'Rapa Nui' ist nicht mehr und nicht weniger als ein Abenteuerfilm. ,Rapa Nui', ,Nabel der Welt', nannten die Bewohner eines 118 Quadratkilometer großen Eilands im Stillen Ozean ihre Insel, die dem Rest der Welt bekannt ist unter dem Namen Osterinsel, berühmt durch jene große Anzahl überdimensionaler Statuen, die von den Einheimischen dort in früheren Jahrhunderten errichtet wurden. (...) Der Film beginnt als romantische Liebesgeschichte, wird allerdings gleich überschattet von einer Tabuverletzung: Noro gehört dem Volk der herrschenden Langohren an, Ramana aber dem der von diesen unterdrückten Kurzohren. Verknüpft wird dies mit dem Konflikt zwischen beiden Völkern, der sich zuspitzt, als der Herrscher die Anfertigung einer neuen, noch größeren Statue fordert. (...) Aber da setzt der Film auf die einfache Lösung – die Flucht seines endlich vereinten Paares aus einer Zivilisation, die sich selbst zerstört.“ (F.Arnold in epd-film) Schauburg und UT-Kino

Serial Mom – Warum läßt Mami das morden nicht? USA 1993, 93 min., B u. R.: John Waters, D: Kathleen Turner, Sam Waterston

Satire auf die blitzblanke Oberfläche des Kleinfamilienglücks. Für die Familie geht Beverly Stupley über Leichen. Kathleen Turner ist eine saccharinsüße Vorortmama und metzelnde Übermutter - eine Freude für alle, die weder die Serienmörderbande noch den lieben Familienfilm ernst nehmen wollen. Modernes

Shadowlands Großbritannien 1993, R: Richard Attenborough, D: Debra Winger, Anthony Hopkins, 132 min.

C.S. Lewis (A. Hopkins), ein renommierter Literaturprofessor, hat sich noch nie im Leben mit einer Frau verabredet. Beim ersten Rendezvous mit der Amerikanerin Joy Grasham (D.Winger) geht es denn auch um die Wissenschaft, um die Literatur. Zwei feingeistige, aber sehr unterschiedliche Menschen treffen sich. Erst nach vielen Malen befreunden sie sich und geben sich und ihre Geschichten voreinander preis. Da ist es schon fast zu spät: Die Amerikanerin Joy hat Knochenkrebs – und nicht mehr lange zu leben. „Als Jack Lewis beweist Hopkins, wie schön es ist, ihm zuzusehen, wie er seine Chancen nutzt. In Shadowlands gibt er seine Überzeugungen preis, gibt System und Sicherheit auf und riskiert die Panik. Nur so, indem er sein Wissen verwirft, sogar seine brilliante Theorie vom Sinn des Leidens, gewinnt er eine Erkenntnis. Zum ersten Mal spielt Hopkins einen zärtlichen Liebhaber“, schreibt Christiane Peitz in der taz. Atelier

The Shootist USA 1976, R: Don Siegel, D: John Wayne, Lauren Bacall, James Stewart; Originalfassung

Ein letztes Mal kommen sie hier alle zusammen: die großen Western-Mythen, die großen Western-Stars und einer ihrer Hausregisseure, Don Siegel. Natürlich ist hier alles anders geworden als in den schönen, heilen Präriegeschichten der 50er Jahre. Die Mythen sind zu Staub zerfallen, und die Revolverhelden tun es ihnen nun gleich. "John Wayne, dieses Monument von einem Mann, dieser strahlende Sieger spektakulärer Schlachten: Hier ist er nur noch ein wankender Koloß auf tönernen Füßen und mit morschen Knochen, angekommen am Ende eines Lebens, das er gerne anders gelebt hätte (im Film, wohlgemerkt), von dem ihm kaum mehr geblieben ist als die Verpflichtung, sich einen stilvollen Abgang zu verschaffen.“ (schrieb damals der Kölner Stadtanzeiger) Kino 46

Time Of The Gipsies Jugoslawien 1989, R: Emir Kusturica, D: Davor Dujmovic, Bora Todorovic

Ein halbwüchsiger Roma verläßt mit einem reichen Boß seiner Sippe das Heimatdorf in Serbien und wird Mitglied seiner Bande, die von Diebstahl, Prostitution und Hehlerei in Mailand lebt. Er steigt zwar zur „rechten Hand“ auf, wird jedoch ausgenutzt und betrogen. Er verliert Träume, Ideale und das Leben. Eine filmische Odyssee, die mit rauschhaften Bildern Wirklichkeit und Legenden der fahrenden Völker verknüpft. Gondel

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins USA 1987, R: Philip Kaufmann, D: Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche, Lena Olin, Derek de Lint, 172 min.

Der Film erzählt chronologisch die Geschichte des vielversprechenden Gehirnchirurgen Tomas, der aus Angst vor Frauen sichergehen will, „daß die erotische Freundschaft niemals in eine agressive Leidenschaft übergeht. Vor dem historischen Hintergrund des Prager Frühlings bestimmen vor allem zwei Frauen sein Leben; alle drei jedoch müssen 1968 in die Schweiz emigrieren. Tomas, der sich endlich für eine Heirat mit Teresa entschieden hatte, folgt ihr zurück nach Prag – eine unwiderrufliche Entscheidung, die für beide am Ende einfachstes Leben bedeutet. Sabina, die dritte im Bunde, zieht derweil in die USA. Der Film, nach der Vorlage des Romans von Milan Kundera gedreht, ist dennoch keine klassische Literaturverfilmung, eher eine literarische Variation auf das Thema. Die fällt durch die Collagierung mit dokumentarischem Material, vom Einmarsch der Roten Armee in in Prag beispielsweise, auf. Gondel

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell

Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf die bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Schauburg, UT-Kino und und Casablanca (OL)

Voll das Leben USA 1993, R: Ben Stiller, D: Winona Ryder, Ethan Hawke

„Auf allzuviel Realität läßt sich der Film dann doch nicht ein. Den Traditionen der Filmindustrie muß Tribut gezollt werden. Und so entwickelt sich, was sich als lockeres und dialogorientiertes Gruppenporträt anließ, schnell zu einer Story nach dem Standardmodell: girl loves boy and boy loves girl – nur, daß beide es noch nicht wissen.“ (epd)Filmstudio

When A Man Loves A Woman USA 1994, R: Luis Mandoki, D: Meg Ryan, Andy Garcia.

... dann sieht das meistens so aus: Er geht darin auf, sie kämpft mit sich und der Dreifachlast Mann, Beruf, Kinder. Ja und dann – geht sie nicht auf Konfrontation, sondern trinkt. Und es wird immer schlimmer. So viel zum Stichwort „heile Familie“. UT-Kino und Ufa-Palast

Yeleen – Das Licht Mali 1987, R: Souleymane Cissé, D: Issiaka Kane, 105 min, OmU.

Mit seiner Mutter ist der junge Nianankoro auf der Flucht vor dem Vater, der als Opfer Hühner verbrennt und mordet, um dem magischen Pfahl „Kolonkalanni“ die Macht zu verschaffen, die beiden zu vernichten. Aber auch der Sohn lernt, Magie einzusetzen. Er verteidigt das Dorf gegen Feinde, aber er schwängert auch die Tochter des Königs. Am Ende steht dann der Showdown, bei dem sich alles in vernichtendes Licht auflöst. Das bedeutet Yeleen: Licht. „Cisse präsentiert die Kulte der Bambara weder als unterhaltsame, exotische Spektakel noch als ethnographische Schmetterlingssammlung. Er zeigt die Rituale und phantastischen Vorkommnisse ohne das Augenzwinkern des Märchenerzählers“, schrieb Wilfried Hippen, taz. Kino 46

Die Zeit der Wölfe R: Neil Jordan, nach einem Märchen von Angela Carter

„'Die Zeit dfer Wölfe' ist mehr als eine moderne Adaption eines alten Mythos'. Der Film ist ein Besipiel für eine gelungene und intelligente (manchmal intellektuelle) Mixtur aus Fantasy, Horror (wobei die eigentlichen Horrorszenen von manchmal erotisierender Schönheit sind) und Märchenfilm, dessen Lust am Erzuählen, dessen bestechende Visualität ihn in der europäischen Filmlandschaft einzigartig erscheinen läßt.“ (tip)

Kino 46