Sarajevo: UN-Drohung beendet Kämpfe

■ Flüchtlinge kehren nach Bihać zurück

Zagreb (dpa/taz) – „Offenbar haben beide Seiten die Nachricht verstanden“, kommentierte ein UN-Sprecher gestern nachmittag das Abflauen der Kämpfe bei Sarajevo. Der Oberkommandierende der UN-Blauhelme in Bosnien, General Michael Rose, hatte zuvor beiden Seiten mit sofortigen Nato-Luftangriffen bei weiteren Verletzungen der 20-Kilometer- Sperrzone gedroht. Damit war erstmals auch der bosnischen Regierungsarmee mit Luftangriffen gedroht worden. Der bosnische Rundfunk sprach von einem „schweren Fehler“ des britischen Generals. Bosnische Militärs wiesen darauf hin, daß sich ihre Soldaten „im Abwehrkampf“ befänden.

Die Kämpfe bei Vares und Olovo nördlich der bosnischen Hauptstadt schienen sich dagegen weiter zu verschärfen. Nach Erkenntnissen der UNO führten bosnische Militärs mehrere tausend frische Truppen aus Zentral-Bosnien in das Kampfgebiet. Auch in der Umgebung des serbischen Korridors bei der Stadt Brčko in der Save-Tiefebene wurde heftig gekämpft.

Im Westen Bosniens hatte sich die Lage nach dem Exodus Tausender Zivilisten vor dem Ansturm der bosnischen Regierungsarmee innerhalb der bosnischen Enklave Bihać entspannt. Die Regierungstruppen hatten, offenbar in Erwartung der Kapitulationsverhandlungen mit Autonomistenführer Fikret Abdić, den erwarteten Angriff auf dessen „Hauptstadt“ Velika Kladuša aufgeschoben. Die legale Führung der Republik hatte am Vortag in Sarajevo dem ehemaligen Manager Abdić Verhandlungen über eine „angemessene Lösung“ angeboten. Mehrere tausend muslimische Zivilisten, die vor den Regierungstruppen auf serbisch kontrollierte Gebiete im benachbarten Kroatien geflüchtet waren, kehrten daraufhin gestern wieder in die Enklave zurück.

„Es sind nur noch wenige Menschen auf serbischem Gebiet geblieben“, sagte eine Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Die knapp 10.000 Flüchtlinge in Velika Kladuša selbst werden vorerst vom UNHCR über Flugzeuge mit dem Nötigsten versorgt.Siehe Seite 8