Ooooooh, sweet Nothing!

■ Gut und billig: Leuchtende Cheap Art-Bilder der Hamburger Künstlerin Gunda Cassée in der Roughhouse Active Gallery

Orange over all: Bei Schwarzlicht dominiert just diese Farbe die magisch leuchtenden Bilder der Hamburger Künstlerin Gunda Cassée. Das „spacige“ Licht becirct das Auge unwiderstehlich – und plötzlich ist der Betrachter mitten in ihren Leuchtbildern, bei denen das Wort, der Text eine große Rolle spielt.

Denn Gunda Cassée jongliert liebend gern mit den Wörtern, ihren jeweiligen Assoziationen und ironischen Verfremdungen und entwickelt dabei ansteckenden Sprachwitz – Schmunzeln inbegriffen. Kostproben: „Verstrickt – Sein“, „Use your disillusion“ oder „Free Cassée“ trägt sie auf variierendem Malgrund auf, der häufig aus Sperrholz und zerdrückten Dosen, „aufgewertetem Müll“, besteht.

Doch nicht nur Humor, „Art is Fun“, wie Cassée immer wieder gerne betont, versprühen ihre Leuchtbilder, sondern in ihren Arbeiten schwingt auch Meditatives mit, sie laden zu „Reisen ins Innere“ ein. Sie stehen im Dialog mit Bewußtem, Unbewußtem und Geträumtem – und das in entspannter Distanz zu irgendeiner verkarsteten Esoterik.

Bei denjenigen Bildern, auf denen längere Textstücke, neben Sätzen von Aldous Huxley und Marcel Proust unter anderem Auszüge aus Konrad Lorenz' Buch „Rückseite des Spiegels“, zitiert sind, ist Lesekonzentration geboten, denn da beginnt eine kritische Auseinandersetzung mit den Thesen und Denkweisen des Autors, die sie gleichsam in Bildern konterkarierend umsetzt. „Denn“, stellt Cassée am Ende fragend in den Raum, „ist die Wirklichkeit vielleicht nur ein Traum?“

Bei aller anziehenden Leuchtkraft sind die hundert Bilder, 100 x derselbe Traum, die in den Räumen der Roughhouse Active Gallery ausgestellt sind, keinesfalls aufdringlich, sie beeindrucken vielmehr durch Unverkrampftheit. Zudem firmieren die Leuchtbilder unter dem derzeit gerade in Hamburg virulenten Terminus „Cheap Art“; die Zeitung Die Woche wähnt hinter dieser Form von Subkunst gar ein „Aldi-Prinzip“ wirken, das den Kunstmarkt kräftig aufmische. „Schwamm drüber“, würde Gunda Cassée sicherlich bildhaft vermerken, denn die Preise für ihre Werke - zwischen 25 und 100 Mark - beweisen: Niedrige Preise bedeuten keinesfalls „billige Kunst“.

Natürlich aber möchte Rough-house-Active-Galerist Marco A. Krasemann die Ausstellung besonders denen ans Herz legen, „die daran interessiert sind, Arbeitsweisen und Bilder der deklarierten Cheap Art Szene einmal genauer zu erkunden“.

Schließlich wirbt er lauteren Herzens für „Bilder ohne totalitären Anspruch, jedoch von ästhetischem Reiz, die man ohne den lang überlegten Griff ins Portemonnaie erwerben kann“.

Dierk Jensen

Roughhouse Active Gallery, Poolstr. 32, Di- Sa, 18-24 Uhr, bis 17. August