■ Theater um Haussanierung: Schmutzige Hände
Wenn eine Hand die andere wäscht, ist das mitunter schmierig. Wenn die eine Hand nicht weiß, was die andere tut, ist das oft inkompetent. Beim Sanierungstheater in der Fehrbelliner Straße 5 spielen wohl beide Komponenten eine Rolle. Da stellt das Land Berlin durch die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen 2,6 Millionen Mark zur Verfügung, damit gut sanierter Wohnraum geschaffen wird. Statt damit anzufangen, schmeißt die senatseigene W.i.P erst mal die bedürftigsten Mieter, nämlich die ohne Mietvertrag, auf die Straße. Anschließend stellt sie fest, daß das Haus gar nicht saniert werden darf, weil es privaten Eigentümern gehört. Wenn die von Berufs wegen mit derartigen Aufgaben betrauten Geschäftsführer mehrere Jahre brauchen um festzustellen, daß das Haus nicht dem Land Berlin gehört, sind sie schlichtweg inkompetent. Weil das bedeutet, daß die eine öffentliche Hand nicht gewußt hat, was die andere öffentliche Hand tut.
Erhärtet sich aber der Verdacht der Besetzer und einiger Abgeordneter, daß die Senatsbauverwaltung sich öffentlich zwar für einen baldigen Sanierungsbeginn einsetzt, insgeheim aber der senatseigenen W.i.P Anweisungenen gegeben hat, die Sanierung des Hauses durch die Eigentümer verweigern zu lassen, ist das ein Schmierenstück. Dann hat eine Hand die andere gewaschen, nämlich die öffentliche eine private. Weiß schließlich jeder, daß ein entmietetes Wohnhaus einen höheren Wert hat als ein bewohntes. So gesehen sind die Vermutungen der Besetzer, daß man sie bloß auf die Straße gesetzt hat, um den Besitzern den Verzicht auf Sanierungsmaßnahmen schmackhaft zu machen, nicht allzuweit hergeholt. Wenn die Betreffenden schon nicht die Konsequenzen ziehen, sollen die geräumten Bewohner sie auch nicht tragen. Insofern war die gestrige Besetzung geradezu geboten. Peter Lerch
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