■ Mit Kolumbiens Finanzen auf du und du
: Boom mit Bohnen

Santafé de Bogotá (ips) – Mit ganz neuen Problemen sehen sich Politiker in Kolumbien konfrontiert. Kaffee und Erdöl bescheren dem südamerikanischen Land hohe Einnahmen. Die neue Regierung von Staatspräsident Ernesto Samper will, statt das Geld zum Fenster hinauszuwerfen, die einströmenden Devisen besser kanalisieren und den Sozialsektor stärken. Die Kaffee-Exporte sollen Kolumbien in den nächsten 18 Monaten 1,8 bis zwei Milliarden US-Dollar Gewinn bringen. Durch Erdölausfuhren kommen nochmals geschätzte 3,5 Milliarden Dollar hinzu.

Dem Boom in diesen Wirtschaftszweigen steht die Misere im Sozialbereich gegenüber. Weniger als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sind dort in den vergangenen vier Jahren investiert worden. Statistiken zufolge lebt fast die Hälfte der 33 Millionen Kolumbianer unterhalb der Armutsgrenze. Finanzminister Guillermo Perry erklärte, er werde nun Programme entwerfen, um die Kaffee- und Erdöleinnahmen sinnvoll einzusetzen.

Aus Angst vor einer Inflation will Perry dabei nur die notwendigsten Investitionen tätigen. Von den erwarteten Einnahmen der nächsten eineinhalb Jahre soll eine knappe Milliarde Dollar vom Nationalen Kaffee- Fonds (FNC) im Ausland verwaltet werden.

Bereits vor dem Regierungswechsel traf Perry Mitte Juli mit dem Kabinett des scheidenden Staatspräsidenten Cesar Gaviria und Kaffeeproduzenten zusammen, um neue Strategien zur Stärkung der Branche zu entwickeln. Die Konkurrenzfähigkeit der kolumbianischen Anbauer war vor allem durch die Kältewelle im Nachbarland Brasilien erheblich gesteigert worden.

Für die staatliche Erdölindustrie schlug die Samper-Regierung eine ähnliche Vorgehensweise vor. Mit einem Teil der Gelder sollen Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser gebaut, Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern eingestellt werden. Der Rest wird im Ausland deponiert und dann ausgegeben, wenn die Rohölförderung das Geld nicht mehr so sprudeln läßt wie bisher.

Samper kündigte an, die Ausgaben im Sozialbereich von derzeit 9,4 auf 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Dieser Anteil läge sogar über dem internationalen Durchschnitt von zehn Prozent. Einige kolumbianische Experten bezweifeln deshalb, daß die Regierung ihre Ziele erreichen kann.