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: Omnipräsente

„Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“, sagt der Polizeipräsident von Casablanca in einer berühmt gewordenen Szene in dem gleichnamigen Film. Nach dem Motto ist auch Helmut Monkenbusch bei seinem Buch „Fernsehen. Medien, Macht und Märkte“ vorgegangen. Die Autorenauswahl dieser Anthologie ist so originell wie der Titel des Buches: Spiegel-Fernsehredakteur Nikolaus von Festenberg verbreitet sich über TV-Unterhaltung, Dietrich Leder über die Krise der Öffentlich- Rechtlichen, Grimme-Institut-Chef Lutz Hachmeister über Medienpolitik, Horst Röper über Medienmonopole, und Roger Willemsen, der langsam mit seiner Omnipräsenz zu nerven beginnt, über Fernsehnachrichten – das sind die üblichen Verdächtigen, die sich seit Jahren bei Kolloquien, Konferenzen und vielfach auch auf dieser taz-Seite die Klinke in die Hand geben. Interessierten Laien geben ihre Aufsätze eine brauchbare, solide Einführung. Wer sich allerdings in der Materie auskennt, dem bietet die Sammlung wenig Überraschungen. Zu den interessantesten Texten zählen Beiträge von Autoren, die sonst nicht so häufig zu lesen sind. Dazu gehört ein kenntnisreicher, psychologisierender Text über Medien-Mogule wie Murdoch, Maxwell oder Kirch von Michael Radtke; eine witzige Beschreibung aus dem „ZAK“- Redaktionsalltag von Friedrich Küppersbusch und Ines Karschöldgen, vor allem aber ein etwas deplaziert wirkender, aber dennoch hervorragender Aufsatz von Fritz Göttler über Sam Fuller.

Bleibt noch die Frage, warum ein Buch über Fernsehen mit so einem sturzöden Layout daherkommen muß. Tilman Baumgärtel

Helmut Monkenbusch (Hrsg.): „Fernsehen. Medien, Macht + Märkte“. rororo 9645, 16,90 DM, 290 Seiten.