Flucht aus Kuba gescheitert

■ 500 Menschen verließen ein gekapertes maltesisches Schiff freiwillig / Sicherheitskräfte griffen nicht ein

Havanna (AFP) – Der Versuch von etwa 500 Kubanern, mit einem gekaperten Tanker in die USA zu gelangen, ist am Montag im Hafen von Mariel gescheitert. Die Kubaner verließen nach Angaben des staatlichen kubanischen Fernsehens nach mehreren Stunden freiwillig das unter maltesischer Flagge fahrende Schiff. Korrespondenten berichteten, die Flüchtlinge, darunter ganze Familien, hätten unbehelligt von der kubanischen Polizei das Hafengebiet verlassen können. Nach Angaben des staatlichen Rundfunks begab sich Staatschef Fidel Castro persönlich ins 40 Kilometer westlich von Havanna gelegene Mariel.

Die Besetzung des Tankers „Jussura“, der mehrere kubanische Häfen mit Öl versorgen sollte, hatte nach den Trauerfeierlichkeiten für einen Marineoffizier begonnen. Der Leutnant war vor einer Woche in Mariel bei der Kaperung eines Schiffs der kubanischen Marine von flüchtenden Kubanern erschossen worden. Auf Fragen von Journalisten erklärten die Flüchtlinge, sie hätten ihr Vorhaben aufgegeben, nachdem sie erfuhren, daß die kubanische Regierung dem Tanker keine Genehmigung zum Verlassen des Hafens geben werde. Die massiv zusammengezogenen kubanischen Sicherheitskräfte griffen zunächst nicht ein.

Die kubanische Regierung hatte Rundfunkberichten zufolge von einer gefährlichen Lage in Mariel gesprochen, da der gekaperte Tanker 500 Tonnen Brennstoff geladen hatte. Im gesamten Hafengebiet von Mariel wurden mehrere hundert Polizisten und Hilfskräfte zusammengezogen. In einem Fernsehbericht wurde nach dem Ende der Schiffsentführung die „entschlossene, umsichtige und intelligente“ Vorgehensweise der Behörden gelobt, die die Flüchtlinge von der Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens überzeugen konnten. Der Kapitän des Schiffes sei an der „Verschwörung“ mit den „antisozialen Elementen“ beteiligt gewesen, hieß es in einer Regierungserklärung.