Weniger ist mehr

■ Vor 25 Jahren starb Mies van der Rohe

Schwebend leicht sollte sie sein, gläsern und aus Stahl, weniger war mehr. Unter den Meistern des Neuen Bauens war Ludwig Mies van der Rohe (1886 bis 1969), der gestern vor 25 Jahren in Chicago verstarb, nicht nur einer der Avantgardisten der modernen Architektur. Gerade seine Projekte und Architekturen in Berlin: das Glashochhaus am S-Bahnhof Friedrichstraße oder die Neue Nationalgalerie zeichnen sich neben den abstrakten geometrischen Formen auch durch eine strenge preußische Baugesinnung aus. Er habe von Schinkel gelernt, sagte Heinrich Klotz. Mies van der Rohe, Mitglied der expressionistischen „Novembergruppe“ und von 1931 bis 1933 Direktor der Bauhausschule, mußte 1938 in die USA emigrieren. Selbstbewußt war Mies und sich nicht zu schade, im eigens gebauten Hochhaus zu leben. Im New Yorker Seagrams Building richtete er sich in luftiger Höhe seine Wohnung ein. Die geplanten Perfektionen und sein Stil sind bis heute nicht jedermanns Sache. Julius Posener bewunderte die Architektur des Baupoeten nicht nur. Er warf Mies den Kunstcharakter seiner Häuser vor: „Totale Architektur“, schimpfte er über die Nationalgalerie. rola