Südmilch kauft sich frei

■ 90 Millionen Mark an Sachsenmilch

Berlin (dpa/taz) – Der Vorstand der Stuttgarter Südmilch AG und deren Sachwalter Volker Grub haben sich mit der Sachsenmilch in Dresden auf die Zahlung von 90 Millionen Mark geeinigt. Dies geschehe „zur Erledigung aller Ansprüche der Sachsenmilch“ an die Südmilch, sagte eine Sprecherin der Südmilch.

Mit der Zahlung, so die Sprecherin weiter, „erledigt die Südmilch AG insgesamt Ansprüche von 500 Millionen Mark, die für den Vergleich angemeldet wurden“. Die Vergleichsquote bei der Südmilch sei von 46 Prozent auf 56 Prozent erhöht worden. Damit seien die Risiken für die Südmilch erledigt, sagte die Sprecherin. Der Sachsenmilch-Verwalter, Hans- Jörg Derra, erklärte, mit der Zahlung sei die Sanierung der Sachsenmilch in „greifbare Nähe“ gerückt.

Das Geschäft der Sachsenmilch AG, einer früheren Südmilch- Tochter, wird seit 1. April von Müller-Milch aus Aretsried betrieben. Bei der Südmilch AG ist inzwischen die holländische Großmolkerei Campina Mehrheitsaktionär. Auf diese Weise hatten die Aktionäre des deutschen Molkereikonzerns den drohenden Konkurs abgewendet. Die Südmilch AG hatte sich durch den Vergleich mit ihrer früheren Tochter Sachsenmilch selbst in den Konkurs bugsiert.

Die Aretsrieder Skandalmolkerei Müller, die wegen ihres Umgangs mit Bauauflagen, Umweltgesetzen und Müllvermeidung oft kritisiert wurde, übernahm 1991 die sächsischen Milchwerke handstreichartig und strich ohne wesentliche Investitionen 13 Millionen Mark Fördermittel ein. Müller hatte mit dem Bau eines neuen Milchwerks geworben und damit, daß er den höchsten Milchpreis Sachsens zahle. Als sich die Pleite von Sachsenmilch abzeichnete, warb Müller deren Lieferanten ab und verhinderte damit, daß der einzige Konkurrent im Land Sachsen auf die benötigte Milchmenge kommt, um seinen Betrieb rentabel weiterführen zu können.

Doch Müllers Verprechungen erwiesen sich schnell als Schnee von gestern. Es dauerte nicht lange, da ließ er seine Milchpreise in den Keller sacken, und es war keine Rede mehr von einem neuen Werk. Bündnis 90/ Grüne hatten die Landesregierung mehrfach aufgefordert, auch andere mittelständische Unternehmen wie die Radeberger Molkereigenossenschaft und die Vogtlandmilch Plauen zu fördern, um die Monopolstellung Müllers einzuschränken.