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ChronikDie Pille mit Macht

■ Skandale aus dem Hause Schering

Berlin (taz) – Die Skandal-Geschichte des Pillen-Multis Schering ist lang. Der letzte große Medizinskandal liegt vier Jahre zurück. 1990 verdichteten sich die Hinweise, daß die Minipille „Femovan“, angepriesen als Pille mit dem weltweit niedrigsten Hormongehalt, schwere Erkrankungen auslösen kann, zum Beispiel Thrombosen, Lungen- und Herzerkrankungen. In den drei Jahren, in denen das Präparat bis dahin auf dem Markt war, wurden Schering 320 schwere Nebenwirkungen gemeldet, 210 davon stufte der Konzern selbst als schwer ein. 1990 waren dem Bundesgesundheitsamt sechs Todesfälle bekannt.

Besonders hervorgetan hat sich die Firma aber durch Umweltskandale. Ebenfalls 1990 machte ein Bericht der Wirtschaftswoche den Berliner Senat auf eine beispiellose Grundwasserverseuchung im Berliner Pharma-Werk aufmerksam. Bis in die Tiefe von 45 Metern entdeckte die Behörde Lösemittel „aller Art“. Die Konzentration bestimmter Stoffe überschritt den gültigen Richtwert um mehr als das 400fache.

Ins Gerede kam auch das Werk in Bergkamen. Nach Presseberichten gab Schering 1992 zu, daß in der betriebseigenen Müllverbrennungsanlage auch radioaktive Abfälle verbrannt wurden. Die Radioaktivität ging einfach in die Luft.

Bis heute ist Schering kräftig tätig im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln, mittlerweile gemeinsam mit der Hoechst AG. Nach Schätzungen der WHO sterben etwa 28.000 Menschen jährlich an Pestizidvergiftung. Schering vertrieb z.B. noch 1992 das Pestizid „Captan“ in Südafrika, obwohl die Zulassung für das Mittel hierzulande schon 1986 beendet wurde: Der Wirkstoff erwies sich als krebserregend und erbgutschädigend.

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