Unverdorbene Talente

■ Musical „Ich und Du, Musik“ zum Mitmachen im Foolsgarden

Der Weg zu einer intakten Beziehung ist oft lang und beschwerlich, die unterschiedlichen Vorlieben müssen zunächst ausbaldowert werden. Und verlangt Mann von Frau, „sag doch Schnucki zu mir“, gilt es eine besonders harte Nuß zu knacken.

Eine musikalische Annäherung an Probleme der Zweisamkeit unternimmt der Verein „Freunde des Musicals Hamburg Stellingen e.V.“ mit seinem Musical Ich und Du, Musik dazu, das in dieser Woche im foolsgarden gastierte. Doch dem Stück, zu Ehren des zum Opern-Phantom abgestiegenen einstigen Wagner-Tenors Peter Hofmann geschrieben, geht die Luft aus, bevor es starten kann, denn eine Grippewelle hat das gesamte Ensemble ins Jenseits befördert. Um die zahlreichen Vereinsmitglieder nicht zu enttäuschen, betreten spontan Frau Mayer-Brokdorf (Gabriele Stern) und Herr Soderbrandt (Christian Gosch) die Bretter, die die Welt bedeuten. Dort chargiert Frau Mayer–Brokdorf als Mauerblümchen Elisabeth und Herr Soderbrandt als der von ihr begehrte Musiklehrer Herbert.

Gabriele Stern und Christian Gosch geben sich alle Mühe, als dilettantische Laien die Pointe stets darin zu suchen, daß sie etwas – scheinbar unbeabsichtigt – besonders schlecht machen. Ein schmaler Grat, auf dem das Publikum trotz allen gekonnten Stümpertums unterhalten wird. In dem Musical Ich und Du, Musik dazu gelang den beiden Freunden des Musicals dieser Drahtseilakt, wobei Christian Goschs aufgesetzt-unbeholfene Spießermimik ebenso zum Lachen anregte wie Gabriele Sterns irgendwie doch recht ,anmutige' Tanzeinlagen.

Die intime Atmosphäre im foolsgarden verstärkte sich noch dadurch, daß die Zuschauer aktiv in die Handlung miteinbezogen wurden, schließlich galt es, das komplette Ballett zu ersetzen – glücklich diejenigen, die auf ihren Plätzen bleiben durften. Manchmal ließen die Protagonisten ihr wahres Talent auch unverdorben durchschimmern, so bei der Imitation eines ,Phantom der Oper'-Songs, vor der sich das Duo Hofmann/ Kaufmann in Acht hätte nehmen müssen.

Zum Schluß gab's noch unzählige Zugaben mit Anspielungen auf die Rocky Horror Picture Show, Marianne Rosenberg, das Liebesleben der Pharaonen... Fazit: kleine Bühne, große Kunst.

Andreas Dey