■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Jäger ist kein Hampelmann

Den stetigen wirtschaftlichen Niedergang Bremens als unaufhaltsamen Aufschwung zu verkaufen, das ist wirklich keine leichte Aufgabe. Bremens Mann für diese Sisyphus-Arbeit heißt Claus Jäger. Soviel Gehirnschmalz hat der FDP-Wirtschaftssenator inzwischen für ein positives Image Bremens hergegeben, daß sein eigenes langsam zu knarzen beginnt.

Politische Freunde wie Feinde hatten gehofft, daß Jäger zumindest aus dem Sommerurlaub etwas geölter zurückkehren würde. Doch enttäuscht mußten sie feststellen, daß dem geplagten Mann die Galle inzwischen schon knapp übers Zwerchfell gerutscht ist.

Ganz unverständlich ist das nicht, denn was mußte Jäger schon am ersten Tag nach seiner Rückkehr lesen? „Frau Senatorin Gaertner sollte wissen, daß Tabak ein großer Wirtschaftsanteil dieser Stadt ist“, stand da in einem Leserbrief von Anton Grüter, Geschäftsführer des Tabakwarenmittelhandelsim Einzelhandelsverband Bremen. 80 Prozent des deutschen Rohtabakimportes liefen über Bremen und 400 Bremer Tabakwarenverkaufsstellen würden den einschlägigen Genußmittelbedarf von „über 200.000 Konsumenten“ zufriedenstellen – „sie alle sind auch die Wähler von Politikern, die ihnen die kleinen Freuden des Alltags ohne Not verderben wollen“.

Harter Tobak für einen Wirtschaftssenator, der um jedes Zehntelprozent hinter dem Komma der Bremer Wirtschaftskraft und des Wahlergebnisses seiner kleinen Partei kämpft. Jäger jedenfalls schlug noch am gleichen Tag zurück – nicht etwa gegen die Tabak-Lobby, sondern gegen Gesundheitssenatorin Gaertner, die knapp zwei Wochen zuvor im Sommerloch mit ihrer Forderung nach besserem Nichtraucherschutz für bundesweite Furore gesorgt hatte.

Die taz druckte Jägers Kritik an der Senatskollegin unter der Überschrift „Jäger für's Qualmen“. Das war dem Senator („Ich rauche seit 30 Jahren nicht mehr“) nun auch wieder nicht recht. Doch das taz-Interview, in dem der empörte Jäger seine Position gestern in eigenen Worten darstellen konnte, steigerte seinen Zorn am Ende nur noch mehr. Der Senator lehnte den Abdruck ab. Der Grund: Die taz hatte gefragt, ob er sich mit seinem Einsatz für das Rauchen nicht zum „Hampelmann der Handelskammer“ mache.

Zugegeben, das Bild paßt wirklich nicht. Denn selbst wenn die Handelskammer ruft, winkt der Senator schon lange nicht mehr fröhlich mit den Armen, weiß Rosi Roland