Reine Spekulation

■ betr.: „Unternehmerverband Friedrich Engels“, „Wir sind wie der wer!“, taz vom 3.8.94

Christoph Seils entwickelt missionarischen Eifer, der linksalternativen Klientel der taz die Botschaft zu vermitteln, daß die PDS doch eigentlich auf der anderen Seite stehe, nicht bündnisfähig sei.

Die Fiktion von den alten Kadern, von den stalinistischen Betonköpfen, läßt sich nicht mehr aufrechterhalten, die Wirklichkeit, etwa daß die schlimmsten Typen aus der SED längst das Weite gesucht haben, dringt durch. Selbst im Spiegel-Interview mit Gregor Gysi mußte das als Tatsache so stehenbleiben.

Also muß eine neue Strategie her, und was muß dem wackeren taz-Leser abscheulicher erscheinen, als eine PDS, die mit der CDU (pfui Teufel!) gemeinsame Sache macht oder gar die Interessen von Selbständigen, die in diese Rolle gezwungen wurden, aufgreift.

Objektiv ist ein beträchtlicher Teil des alternativen und selbstverwalteten Sektors nicht nur typische taz-Leserschaft, sondern Mittelstand. Da hat noch niemand nachgefragt, wie man es mit Betriebsräten oder anderen gewerkschaftlich erkämpften Rechten hält. Beim PDS-Unternehmerverband wird flugs unterstellt, ohne daß es einen Hinweis darauf gäbe, daß man es mit „innerbetrieblicher Demokratie“ nicht so genaunehmen würde. Auf welche Fakten gründet sich diese These? Das ist doch reine Spekulation mit dem Ziel, die PDS madig zu machen.

Weder bei der SPD noch bei Bündnis 90/ Die Grünen finden Betriebe aus dem ökologischen und alternativen Bereich eine Lobby. Sie glauben aus Tradition, daß die Grünen für sie da wären, und halten treu zu dieser Partei, die so gut wie nichts für ihre spezifischen Interessen tut. Vielleicht sind sie bei der PDS besser aufgehoben. Roland Schnell, Bad Zwesten