Sanssouci
: Vorschlag

■ Sebadoh – Große Hoffnung des Indie-Rock im Knaack

„Gimmie Indie Rock“ hieß der Song, mit dem Sebadoh sich nahezu unsterblich machten; eine Aufforderung, die verzweifelt und genervt, ein wenig ironisch und auch ein bißchen hoffnungsvoll war. Denn es gab und gibt ihn weiter, den Geist des unabhängigen, schroffen und doch so lebenswichtigen Sounds, und in Sebadoh scheint er bis in alle Ewigkeit weiterleben zu wollen.

Gegründet wurde die Band von Lou Barlow, der einige Zeit als Bassist seinen Platz bei Dinosaur Jr. hatte. Eher ein stiller und zurückhaltender Zeitgenosse, blieb Barlow nach Auseinandersetzungen (angeblich sogar Prügeleien) mit J. Mascis nichts anderes übrig, als seine eigene Musik, die er im eigenen, stillen Stübchen schon eine Weile ausgebrütet und auf Tonbänder aufgenommen hatte, der erwartungsfrohen Öffentlichkeit zu präsentieren. Mit Sebadoh macht er nun genau das, was sich angehende Twens so unter „Independent“ oder „Underground“ vorstellen, herzallerliebst gitarrige und schrumm-schrummige Popmusik, die die Verstehenden umgarnt und den unwissenden Rest ausgrenzt. Da wird Ohrwurm auf Ohrwurm produziert, werden die großen Momente en masse verschleudert, oft aber nur angedeutet und sehr kurz im Raum stehen gelassen: was wäre der beste Song ohne Irritation, Zerstörung und die wie eh und je beliebten Feedback-Krachereien? Unhörbarkeit und Ernst des Indie-Lebens werden bei dieser Band wunderschön in Pop und Melodik umgewandelt. Mit „Bakesale“, ihrem mittlerweile dritten Album, sind Sebadoh endgültig die heißesten Anwärter für das „nächste große Ding“. „Bakesale“ enthält lauter Leckerbissen, die uns dauerhaft in den Groove getten lassen, steckt voller Riffs, die das Leben schön und sinnvoll machen; ein Album, das bestens jeden Schlurfi auf seinem Weg von der verlorenen Jugend in die reiferen Jahre – oder umgekehrt – begleiten kann.

Trotzdem sind sie immer noch die Band zum Knuffen und Kuscheln, nichts für Angeber; die Band, von der man seinem Chef bestimmt nichts flüstert, da der Pearl Jam und Aerosmith hört und auch sonst furchtbar frustriert ist. „I don't really want to lose you“, wird einmal leicht und sanft gesungen, und das kann ruhig noch ein paar Jährchen so weitergehen. Gerrit Bartels

Sebadoh, 22.8. im Knaack Club, Greifswalder Straße, Prenzlauer Berg, 21 Uhr.