Schiffeversenken bei der Feuerwehr

■ Städtische Löscher sollen kräftig bluten / Drastische Personaleinsparungen Von Kai von Appen

Wenn Hamburgs Innensenator Werner Hackmann heute seinen Haushalt präsentiert, wird er in der Öffentlichkeit wohl Entrüstung ernten. Grund: Hamburgs Feuerwehr muß ordentlich bluten. Die Hafenfeuerwehr verliert ein weiteres Löschboot, die städtischen Löscher werden um 150 Mann reduziert. Feuerwehr-Personalrat Lothar Jurkowski: „Ob wir unsere Aufgaben noch alle erfüllen können, wird die Zukunft erweisen. Eigentlich sind wir schon so ausgepowert, da ist nicht mehr viel drin.“

Seit Monaten sorgen die Spar–szenarien in der Feuerwehr für Aufregung. In zwei wesentlichen Punkten konnten Feuerwehrleitung und Personalrat nun gravierende Einschnitte abwehren. Sowohl die sieben Notarztwagen als auch der Großraumrettungswagen bleiben erhalten. Jurkowski: „Das ist vorerst vom Tisch.“ Dennoch werden die staatlichen Löscher kräftig sparen müssen. So soll, nachdem ein Löschboot bereits abgestoßen wurde, in diesem Jahr noch ein weiteres verkauft werden, so daß die Flotte im Metropolenhafen nur noch drei Schiffe umfassen wird. „Das müssen die Einsatztaktiker sehen, ob das ausreicht“, so Jurkowski. Er weist allerdings darauf hin, daß die Einsatzkonzepte der vergangenen Jahre auf eine wesentlich größere Flotte ausgerichtet waren. So hat jeder Schuppen Versorgungsleitungen für zwei Boote, die ein schnelles Eingreifen zu Wasser möglich machen sollen. Jurkowski: „Wenn ein Löschboot allerdings erst nach 30 Minuten eintrifft, ist der Schuppen bereits abgebrannt.“ Und auch auf Schlepper mit Pumpen könne die Feuerwehr wohl kaum bauen. Jurkowski: „Ob der zur Verfügung steht, wenn er gerade einen dicken Pott am Haken hat, ist fraglich.“

Kräftig bluten muß die Feuerwehr beim Personal. So werden 100 Stellen abgebaut, um gravierende Einsparungen bei Sachmitteln zu verhindern. Zudem muß die Feuerwehr ihre „Strukturreform“ (verbesserte Aufstiegschancen) – die bereits vor Jahren bei der Polizei durch ein Sonderprogrammm finanziert wurde – aus eigenen Mitteln bezahlen. Im Klartext: Abbau weiterer 50 Stellen - vor allem durch Frühverrentung von „einsatzuntauglichen Beamten“.

Die drastischen Personalein–sparungen bedeuten, daß die Feuerwehr auf absehbare Zeit das seit zwei Jahrzehnten gesetzte Ziel eines 16-Mann-Löschzugs nicht erreichen wird. Jurkowski: „Ein Löschzug wird auch weiterhin mit neun bis elf Mann ausrücken.“ Und das führt im Ernstfall zu Einschränkungen, wie der Brand in der Johanniskirche belege. „Da hab ich nicht 16 Mann für den ersten Angriff. Man muß dann erst auf den zweiten Zug warten, um Zugstärke zu erreichen.“

Schon bei einem sogenannten „Normalfeuer“ – der Brand im zweiten Obergeschoß – sei der Löschzug eigentlich nicht funktionsfähig. Denn nach der Grundregel soll ein Löschzug sowohl Menschenleben retten als auch das Feuer bekämpfen können. „Wie soll ich das mit zehn Mann machen?“ fragt Jurkowski. Das Resultat: Die Feuerbekämpfung werde zurückgestellt, oder die Feuerwehrleute gehen ein zusätzliches Risiko ein. Jurkowski: „Es kommt manchmal das Gefühl auf, daß unsere Kollegen verheizt werden.“