Rudi nicht dabei

■ Leverkusen kommt ohne Völler zum ersten Bundesliga-Heimspiel von Werder nach Bremen

Noch ohne Rudi Völler, aber mit „Entertainer“ Dragoslav Stepanovic erscheint Bayer Leverkusen zum Spiel in Bremen. Werder-Manager Willi Lemke hätte sicherlich nichts dagegen gehabt, wenn der umworbene „Rudi nazionale“ schon heute abend um 20 Uhr im Bayer-Dress sein Bundesliga-Comeback an früherer Wirkungsstätte im Weserstadion hätte geben können. „So ist diese Begegnung für uns eine wichtige Standortbestimmung. Gehen wir nach oben oder rutschen wir ab?“, meinte Lemke, der ebenso wie das Publikum neugierig ist: „Wie schlagen die neuen Spieler ein? Kommen sie bei den Zuschauern an?“

Mit 22.000 Besuchern wird beim Pokalsieger beim ersten Saison-Heimspiel gerechnet. Leverkusens Coach „Stepi“ wird dann allerdings keine Kostproben seiner Sangeskunst („My way“) a la Frank Sinatra geben. Nach seinem glanzvollen Auftritt in der Sendung „ranissimo“ beim Fernsehsender SAT.1 dürfte Stepanovic sein Image noch erheblich verbessert haben. In Bremen muß der Bayer-Trainer aufpassen, denn beim vergangenen Gastspiel der Leverkusener kugelte er sich bei einem Schußversuch auf der Tartanbahn die Schulter aus. „Das passiert mir nicht wieder“, versprach der frühere jugoslawische Nationalspieler und wird deshalb jeden Ballkontakt an der Seitenlinie meiden.

Der SV Werder ist auch in der Saison 1994/95 sehr gut im Geschäft. Mit 10.849 verkauften Dauerkarten (Wert drei Millionen Mark) wurde ein neuer Rekord aufgestellt, 21.000 Zuschauer im Schnitt dürften zusammen mit den Werbeeinnahmen den 23-Millionen-Mark-Etat ohne Mühe decken. Auf den Werder-Konten sollen darüber hinaus noch mehrere „Millionen“ schlummern, so daß bei Bedarf Otto Rehhagel nach dem gescheiterten Effenberg-Coup auf dem Spielertransfermarkt noch einmal zuschlagen könnte. Mit Hany Ramzy (Xamax Neuchatel), Wladimir Bestschastnich (Spartak Moskau) und Michael Schulz (Borussia Dortmund) präsentiert „Otto I.“ drei neue Akteure, die den SV Werder am Saisonschluß wenigstens die Teilnahme am UEFA-Cup garantieren sollen.

Das frühe Aus im DFB-Pokal ist bei Lemke noch längst nicht abgehakt. „Dieser Ausrutscher gegen die Amateure des FC Bayern in der ersten Runde tut immer noch weh. Wenn ich daran denke, schlafe ich schlecht“, bekannte der Werder-Manager, der deshalb ein Erfolgserlebnis gegen Bayer Leverkusen und am Samstag gegen Aufsteiger VfL Bochum förmlich herbeisehnt: „Dann kann man die Schmach von München wohl eher vergessen.“

H-J. Zwingmann (dpa)