Hilfe für den Einstieg ins Berufsleben

■ Rundum-Unterstützung für 250 Arbeitslose mit persönlichen Problemen beim „ibs“

Wie man aus der kleinen Not die große Tugend macht, demonstrierte gestern das Bremer Arbeitsamt. Zwar zählt das Amt zu Bremens größten Arbeitgebern – rund 5.000 Personen arbeiteten 1993 in Weiterbildungsmaßnahmen für rund 126 Millionen Mark und ähnliche Werte werden für 1994 erwartet – aber weil neuerdings private Arbeitsvermittler in seine angestammte Gebiete einzudringen drohen, markiert die Behörde die eigenen Jagdgründe. Zu diesem Zwecke lud sie zur Pressekonferenz und tutete dort laut ins Horn: Das trägt die Aufschrift „ibs“ (Institut für Berufs- und Sozialpädagogik e.V.) und führt seit gut zwei Jahren Weiterbildungsmaßnahmen für eine besondere Arbeitslosengruppe durch. Werturteil der Behörde: „Einzigartig in Deutschland“.

Das Besondere an den 8-monatigen Maßnahmen, die das Arbeitsamt in den letzten zwei Jahren für rund 250 Personen bezahlte: Die TeilnehmerInnen waren nicht nur langfristig arbeitslos, sie hatten auch jede Menge persönlicher Probleme, die sie daran hinderten, Arbeit zu finden – oder überhaupt finden zu wollen: Sucht, Krankheit, Verschuldung, Analphabetentum oder mangelnde deutsche Sprachkenntnisse bilden den „Teufelskreis“, aus dem amtliche ArbeitsberaterInnen nur schwer heraushelfen können. „Damit wären wir überlastet,“ so Arbeitsvermittler Jürgen Bosse. Umso zufriedener gab er sich über das Angebot „einer umfassenden Hilfe“ der ibs. Weil Handwerker und PädagogInnen dort eng zusammenarbeiten, können viele persönliche Hindernisse leichter bewältigt werden.

Im Förderzentrum der ibs in der Hemelinger Brauerstraße sieht das so aus: Rund 50 TeilnehmerInnen, sieben pro ibs-Hauptamtliche, sägen, hämmern und feilen – an Holz und Metall ebenso wie an der eigenen Erscheinung oder der deutschen Sprache. Dafür sorgt ein umfassender Stundenplan vom Öko-gärtnern bis zum Bewerbungstraining, von der Computerschulung bis zum Kurs „Gesundheit und Bewegung“. Rundum sollen die Leute damit auf Trab gebracht werden. Bei manchen, die anfänglich kamen, weil sie die Streichung der Bezüge fürchteten, gelang das – obwohl es nach acht Monaten ibs keinen anerkannten Abschluß gibt. Karl-Heinz Bass beispielsweise ist nun überzeugt: „Anfangs wollte ich nicht kommen und es war richtig schwer für mich“, sagt er. Aber mittlerweile klappe auch das regelmäßige Aufstehen „und mit den Schulden wird mir auch geholfen“. Gerade macht er ein Praktikum in einem richtigen Betrieb. Wie die anderen ibs-ler verbindet er damit die Hoffnung, so zu einem richtigen Arbeitsverhältnis zu kommen. Er würde die Maßnahme allen empfehlen: „Man kann nichts verlieren.“ Im Gegenteil, finden die Förderer vom Arbeitsamt: „30 Prozent der TeilnehmerInnen werden in einen festen Arbeitsplatz vermittelt. Das ist respektabel“, bestätigt Jürgen Bosse. Dann tutet das Arbeitsamt wieder ins PR-Horn: „Solche Maßnahmen können wir nur planen, wenn wir den Bedarf kennen. Wenn wir von Stellenangeboten nichts erfahren, müssen wir auch bei der Qualifizierung spekulieren.“ Das wäre schlecht für alle, so der Unterton: „Denn berufliches Wissen unterliegt immer kürzeren Halbwertzeiten.“ ede