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Gegen Schönhuber

■ Rep-Mitglieder reagieren verärgert auf das Treffen ihres Bundesvorsitzenden Schönhuber mit dem DVU-Chef Frey

Eigentlich wollten die rund 40 Mitglieder der rechtsextremen „Republikaner“ (Reps) am Montag abend in der Landeszentrale ihrer Partei über die Vorbereitungen zum Bundestagswahlkampf reden. Doch die Meldung, daß sich ihr Bundesvorsitzender Franz Schönhuber mit dem Chef der „Deutschen Volksunion“ (DVU), Gerhard Frey, getroffen und über mögliche Formen der Zusammenarbeit gesprochen hatte, brachte den ursprünglichen Terminkalender durcheinander. „Unmut“ und „Überraschung“, so gestern der Landesgeschäftsführer Sven Thomas Frank gegenüber der taz, habe die Nachricht unter den geladenen Kreisvorsitzenden und Bundestagskandidaten in der Kluckstraße ausgelöst.

Obwohl formell kein Beschluß gefaßt und bis gestern – im Gegensatz zu den Landesverbänden Baden-Württemberg und Nordrhein- Westfalen – keine Presseerklärung vorlag, löste auch in Berlin der neueste Schönhuber-Schachzug Verwirrung aus. „Wir sind eine demokratische, rechte Partei, die nicht mit irgendwelchen kleinen Gruppen eine Liaison eingehen muß“, versuchte Frank die Unterschiede zur Partei des Verlegers Frey herauszustreichen. Von der offensichtlich eigenmächtigen Entscheidung ihres Bundesvorsitzenden wollen die führende Köpfe in Berlin erst aus den Nachrichten gehört haben. „Keine Zwischengespräche“ seien geführt worden, versichert Frank. Mit offener Kritik an Schönhuber hielten sich gestern die Rep-Vertreter zurück. Um so eifriger kritisierten sie den DVU-Chef. Dessen Treffen mit dem russischen Rechtsextremisten Schirinowski „übersteigt meinen Vorrat an Akzeptanz“, meinte etwa Bernd Bruschke, Mitglied des Landesvorstandes.

Verunsichert reagierte die Basis in den Bezirken auf die Nachricht vom Annäherungsversuch des Rep-Bundesvorsitzenden. „Herr Frey ist zwei bis drei Zacken schärfer als Schönhuber“, meinte Paul Göhler, Rep-Fraktionsmitglied in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Neukölln. Es sei zwar „überlegenswert“, die zum Teil hinderliche Konkurrenz bei Wahlen durch Absprachen aufzuheben. Doch einen Zusammenschluß beider Parteien kann auch Göhler sich „beim besten Willen“ nicht vorstellen. Peter Bartsch, BVV-Mitglied in Reinickendorf, ist „nicht sehr glücklich über die Entscheidung von Herrn Schönhuber“. In Berlin habe man sich stets an den Abgrenzungsbeschluß gegen die DVU gehalten. Ähnlich sieht es Peter Rieger, Fraktionsvorsitzender der Reps in Spandau. Nach allen Äußerungen des Bundesvorsitzenden über seinen schärfsten Kontrahenten sei ein Zusammengehen „einfach nicht vorstellbar“. Severin Weiland

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