Streit um Drogen: Anstaltsleiter ging

Nur ein kurzes Gastspiel: Lutz von Selle, der erst zu Jahresbeginn seinen Job als Amtsrichter gegen den Chef-Sessel der Haftanstalt Vierlande eingetauscht hatte, ist ins Gericht zurückgekehrt. Der Grund: Streit mit seinem Dienstherrn Justizsenator Hardraht über die Drogenpolitik in der Anstalt.

Auslöser der Meinungsverschiedenheiten war ein taz-Bericht im März gewesen. Gleich nach Dienstantritt hatte von Selle in den drogenfreien Stationen harte Bandagen angelegt: Er ordnete an, daß Gefangene, deren freiwillig (!) abgegebene Urinproben Spuren von Drogen aufwiesen, bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen seien.

Die Insassen schrieben an Hamburgs Drogenbeauftragten Horst Bossong: Sie klagten, von Selle zerstöre die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Häftlinge und der Mitarbeiter in den drogenfreien Stationen. Von Selle hatte hingegen betont, die Anstalt könne kein rechtsfreier Raum sein, schließlich sei Drogenkonsum strafbar.

Der Senator ließ diese Frage daraufhin juristisch prüfen. Und der Gutachter bestätigte die Auffassung Hardrahts. Der hatte von Selle aufgefordert, die Verstöße der Häftlinge auf dem Dienstweg an das Strafvollzugsamt weiterzuleiten. Doch der bestand bis zuletzt darauf, die Anzeigen weiterhin direkt an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten. sako