Organspender gesucht

■ Mangel an Leber, Herz und Nieren / Spenden-Bereitschaft zurückgegangen

Ein Medizin-Fall mit Folgen: Zwei Jahre sind seit der Diskussion um das „Erlanger Baby“ vergangen. Doch der Skandal um die hirntote Schwangere, die bis zur Geburt ihres Kindes künstlich am Leben gehalten wurde, zeigt heute noch Auswirkungen. „Seitdem ist die Bereitschaft zur Organspende kontinuierlich gesunken“, beklagten gestern führende Transplantations-Mediziner der Hansestadt.

Ihre Aufklärungsarbeit hatte bis 1992 Erfolge gezeigt: Bundesweit hatten damals 80, in Hamburg sogar 90 Prozent der Angehörigen ihre Zustimmung zu einer Organentnahme gegeben, so Professor Hartwig Huland, Direktor der Urologischen Klinik des UKE; heute liege die Quote hier nur noch bei 70 Prozent. So habe er - statt der jährlich 100 Nierentransplantationen - 1994 bislang nur 38 Operationen durchführen können. „Jede Woche kommen drei bis vier weitere Patienten auf meine Warteliste“, so Huland. Sie hoffen mit mindestens 1000 weiteren Nierenkranken in Hamburg auf ein Spenderorgan.

Noch dramatischer ist die Lage für Herz- oder Leberkranke; anders als Nierenkranke, die mit Blutwäschen überleben können, sind sie auf schnelle Operationen angewiesen. Doch auch hier fehlen Spender. Allein im Hamburger Einzugsgebiet stürben jährlich 20 Menschen, die durch eine Lebertransplantation gerettet werden könnten, so Professor Christoph Broelsch, Direktor der Chirurgischen Klinik des UKE.

Mit dem Präsidenten der Hamburger Ärztekammer, Rolf Bialas, wiesen sie darauf hin, daß der Organentnahme eine sichere Diagnose des Hirntods vorausgehen müsse – Ängste in der Bevölkerung nähmen sie zwar sehr ernst, doch sie seien in der Sache unbegründet. Allerdings, so räumten die Mediziner ein, existierten selbst in der Ärzteschaft noch Bedenken und Wissensdefizite über Organentnahmen. sako