■ Care, die Spenden und die Hilfe
: In der Konkurrenzfalle

Auf etwa vier Milliarden Mark schätzt das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) das Spendenaufkommen aller rund 20.000 karitativen Organisationen in der Bundesrepublik. Der Löwenanteil von 90 Prozent der gespendeten Gelder geht an etwa 250 große und mittlere Organisationen. Der Spendenmarkt – ein Markt mit Konkurrenz.

Ohne Spenden können die Organisationen nicht existieren, ohne Reklame bekommen sie keine Spenden. Und angesichts eines – noch leichten – Abwärtstrends der Spendenentwicklung sind sie gezwungen, nicht nur ihre Arbeit so effektiv wie möglich zu gestalten, sondern das der Öffentlichkeit auch so medienwirksam wie möglich mitzuteilen.

Care hatte mit dem Ruanda-Projekt einen Dreh gefunden. Wo vor allem die Zahl der notleidenden Menschen zum Problem für die anderen Hilfsorganisationen wurde, da könnte man doch auch mit weniger qualifizierten HelferInnen zu Werke gehen, nur viele müßten es eben sein, hieß es offiziell. Wo Hunderte mit uns nach Goma fahren, da kommen auch Hunderte wieder, die Hunderte von Interviews geben und Care bekannt machen – so wurde wahrscheinlich intern gedacht.

Und wer so eine schöne Idee hat, der läßt sich von Bedenken der neidisch-nörgelnden Konkurrenz schon gar nicht aufhalten. Das Echo auf die Care-Aufrufe – fast 7.000 Freiwillige meldeten sich – bestätigte der deutschen Öffentlichkeit schulterklopfend, was für ein hilfsbereites Volk wir doch seien, schon gab es die ersten Interviews mit hilfsbereiten Ärzten, und schon bei der Abreise aus Deutschland waren Hunderte von Fotografen dabei. Das Konzept ging auf.

Der Haken an der Sache: Wer so genial die Öffentlichkeit mobilisiert, dem wird auch auf die Finger geschaut. Bei der Care-Aktion ist bislang nicht mehr schiefgegangen als bei unzähligen anderen Entwicklungs- oder Nothilfeaktivitäten auch. Aber: Die Öffentlichkeit hat es mitbekommen. Und wo jeder 50- Mark-Geber ein Bild von einem mit seiner Spende geretteten dehydrierten Kind sehen will, da lösen Schilderungen von herumlungernden, psychisch überforderten und logistisch desorganisierten HelferInnen Empörung und Wut aus.

Vielleicht schafft es Care noch, in einer zweiten Phase das zu organisieren, was der Maßstab einer solchen Aktion sein sollte: effiziente und schnelle Hilfe unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte – und unter bestmöglicher Verwendung der finanziellen Mittel. Die Fallen, in die Care bisher getapert ist, sind vor allem das Produkt einer in der Konkurrenz sich behindernden karitativen Szene, die mit immer aufwendigeren Mitteln die Gesellschaft um Almosen bitten muß. Bernd Pickert