Auferstehen aus Ruinen

■ Treuhand verkauft Mehrheit des Magdeburger Sket-Konzerns

Magdeburg (taz) – Die Tinte unter dem Privatisierungsvertrag war noch nicht ganz trocken, da stellten sich gestern die neuen Mehrheitseigner des Magdeburger Sket-Konzerns der Belegschaft und der Journaille vor. Carsten Oestmann und Helmut Borchert, die sich bereits erfolgreich als Sanierer der Salzgitter Maschinenbau AG (SMAG) profiliert hatten, wollen jetzt auch die Reste des früheren Schwermaschinenbaukombinates Ernst Thälmann auf die Erfolgsstraße bringen.

„Wir haben hier ein Unternehmen vorgefunden, daß sich auf einer rasanten Talfahrt befand“, analysierte Oestmann seine Neuerwerbung. Zur Zeit mache Sket bei einem jährlichen Umsatz von 300 Millionen Mark 80 Millionen Mark Miese. Auch die Auftragslage für 1995 sehe noch schlecht aus. „Wir müssen auf jeden Fall den Vertrieb intensivieren“, so der Selfmademan, der mit einer kleinen Firma für selbstentwickelte innovative Technik vor sieben Jahren in Braunschweig als Unternehmer reüssierte. Für den Einkaufsbereich hat sich Oestmann seine Spezialisten von der SMAG nach Magdeburg mitgebracht. Das weltweite Vertriebsnetz der SMAG soll dem vorwiegend nach Osteuropa orientierten Sket-Konzern neue Märkte erschließen. Oestmann glaubt, daß die Sket-Produkte auf allen Weltmärkten wettbewerbsfähig seien. „Das Problem ist, daß die potentielle Kundschaft das noch nicht weiß.“

Oestmann und sein Partner Borchert kauften 51 Prozent der Sket-Anteile. Weitere knapp 23 Prozent sollen an leitende Mitarbeiter des Unternehmens übergehen. Eine Sperrminorität von 25,1 Prozent behält die Treuhand. Oestmann findet das widersinnig und fordert die Übernahme durch die Landesregierung Sachsen-Anhalts.

Die für die beiden Unternehmer besonders positive Seite des Vertrages: Die Treuhand übernimmt bis 1996 eine festgeschriebene Summe an Verlustausgleichen. Insgesamt sind das 404 Millionen Mark. „Jetzt kommt es darauf an, schneller als geplant schwarze Zahlen zu schreiben“, so Oestmann, der in etwa zwei Jahren mit dem Durchbruch in die Gewinnzone rechnet. Die Treuhand werde die vereinbarten Zahlungen aber auf jeden Fall leisten. „Wenn wir weniger Verlust machen als geplant, sind diese Gelder Unternehmensgewinne.“ Gewinne, die unverzüglich reinvestiert werden müssen. Denn der Kaufpreis von 20 Millionen Mark muß zwar Ende 1996 gezahlt werden, Gewinne dürfen die neuen Mehrheitseigner von Sket aber frühestens 1998 entnehmen. Eberhard Löblich