■ Kaum zu glauben
: Ziegel aus Sondermüll

Der Chemiegigant BASF darf 1700 Tonnen Klärschlamm-Asche nach Hachenburg im Westerwald karren, um sie in Ziegel, Schamottsteine und Schüttgut für den Straßenbau einarbeiten zu lassen. Gegen den Widerstand des Luftkurortes genehmigte der Westerwaldkreis der dortigen Ziegelei Fischer jetzt den Versuchsbetrieb.

In einem vom Kreis bestellten Gutachten des Freiburger Instituts für Umweltchemie wird auf den hohen Anteil an sechswertigem Chrom in dem als „Sonderabfall“ eingestuften, lungengängigen Aschestaub hingewiesen. Verbindungen mit sechswertigem Chrom gelten als krebserregend. Zudem wollen die Gutachter überwachen lassen, ob sich zusätzlich Dioxine bilden, und Grenzwerte für Cadmium, Arsen und Quecksilber festsetzen. Eine „pauschale Freigabe“ sei wegen der „Emissionsmöglichkeiten in einem Ziegelbrandprozeß“ nicht begründbar. All seinen Bedenken zum Trotz hält das Freiburger Institut den Probebetrieb jedoch für genehmigungsfähig – allerdings nur mit umfangreichen Auflagen und begleitenden Messungen.

Die Einwohner fürchten, da die Hachenburger Ziegelei mitten in einem Wohngebiet und 200 Meter entfernt von einer Schule liegt, Unfälle beim Anliefern des Aschestaubes und giftige Emissionen im Regelbetrieb. Für die Kritiker keine Frage: Aus dem Versuchsbetrieb soll ein Dauerprojekt werden.

BASF produziert jährlich 40.000 Tonnen Klärschlamm-Asche. Der Chemiegigant geht davon aus, daß mit dem Abfallstoff „normgerechte Produkte“ gefertigt werden, die ohne besondere Kennzeichnung in Umlauf gebracht werden können. Für gewöhnlich werden die Fischer-Ziegel in Schamottewerken gemahlen und dann neuen Keramikprodukten beigemischt.

mok