„Ein lebendiges Stück Stadt“

■ Nördlicher Hafenrand: Büros, Museumshafen, Wohnungen / Für jeden was dabei? Von S. Koch

Ein Wettbewerb der Wettbewerbe: Die Stunde der Architekten und Investoren schlägt jetzt an Hamburgs Hafenrand. Die vielzitierte Perlenkette, die die Hansestadt zum nächsten Jahrtausend von der Speicherstadt bis zum Museumshafen Övelgönne schmücken soll, wird bald gefädelt werden. Büros, Geschäfte, Restaurants und Wohnungen: Sollten wirklich alle Pläne der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) realisiert werden, dürften die HamburgerInnen sich am Ende schwertun, ihren Hafenrand noch wiederzuerkennen.

Einige wichtige Entscheidungen über das künftige Gesicht des Elbufers stehen in den kommenden Wochen an: Anfang September wird die Entscheidung im Investorenwettbewerb um die Bebauung der Landungsbrücken am Alten Elbtunnel fallen. Am 6. Oktober folgt dann ein Preisgerichts-Urteil über die Architektenentwürfe für zwei Bürokomplexe der Investoren Büll & Liedtke am Holzhafen. Doch das ist nur der Anfang: Vom Touristenzentrum an den Landungsbrücken, über zahlreiche neue Büro- und Wohngebäude zwischen Fischauktionshalle und Övelgönne, einem zweiten Museums- und Sportboothafen, neuen öffentlichen Plätzen bis zu einem umgestalteten Altonaer Balkon ist kein Fleckchen am nördlichen Elbufer ohne neue Pläne.

„Das wird eine gesunde städtische Mischung“, weist die Leiterin einer Steb-Projektgruppe, Brigitte Kraft-Wiese, die wiederkehrenden Vorwürfe zurück, die Stadt plane am Hafenrand ein Büro-Manhatten. Für sie wird das Gebiet vielmehr ein „lebendiges Stück Stadt“, in dem mit einem zweiten Museumshafen für alte Dampfschiffe und der Wiederherstellung des Hafenbahn-Viadukts auch „historische Spuren gesichert“ werden.

Trotzdem sind Altonas BezirkspolitikerInnen unzufrieden: Ihnen reicht der vorgesehene Anteil an Wohnungsbau bei weitem nicht aus. Noch im Juni beschloß die Bezirksversamlung einstimmig mehrere Anträge, in denen sie eine Ausweitung der Wohngebiete fordert. So zum Beispiel neben dem Luxus-Altenheim des Augustinums: Hier sollen vier U-förmige Gebäudeblöcke entstehen; der Bezirk will mindestens zwei davon für Wohnzwecke. Hier seien auch 100 bis 150 Wohnungen vorgesehen, betont Brigitte Kraft-Wiese, für die Bauvorhaben stünden verschiedene Bewerber zur Auswahl. Die Steb-Mitarbeiterin weist außerdem auf weitere Wonungsbauvorhaben am Elbufer hin: So sollen in dem alten Gebäude der Mälzerei neben der Fischauktionshalle, gleich an der Uferkante, bis zu 100 Wohnungen entstehen, an der Carsten-Rehder-Straße neben Büros ebenfalls Wohnungen gebaut werden, wie auch in einem sichelförmigen Gebäude, das nördliche des Schuppen D entstehen soll. Darüber hinaus existieren auch Baupläne für bis zu 150 neue Wohnungen am Olbersweg.

Allerdings: Im Vergleich zu den Bürobauten sind diese Vorhaben noch wenig ausgereift. Bei den meisten fehlen die Bauherren, bei anderen sogar noch die planungsrechtlichen Grundlagen.

Anders bei zahlreichen gewerblichen Projekten: So soll der erste Block nahe dem Augustinum noch in diesem Jahr seinen Baubeginn erleben; hier zieht ein Architketur- und Ingeneurbüro ein. Die zwei Bürobauten von Büll & Liedtke am Holzhafen, mit insgesamt 35.000 Quadratmetern Geschoßflächen, werden auch nicht mehr lange auf sich warten lassen; ebenso ein Büro-Lofthaus am Elbberg. Auch gegenüber dem Speicher am Fischmarkt wird in einem anderen Gebäude der Mälzerei schon eifrig gewerkelt: Hier entsteht ein Wohndesign-Center.