Wannsee-Strand hinter Maschendraht

■ Das bisher frei zugängliche Freibad Wannsee wird für die Öffentlichkeit gesperrt / „Pennerwiese“ im Müll versunken

Ein bislang frei zugänglicher Strandabschnitt am Wannsee, das sogenannte Freibad Wannsee, wird jetzt für die Öffentlichkeit gesperrt. Weil die Nutzer des Geländes zwischen dem Jugendgästehaus und dem Strandbad Wannsee ihren Müll hinterließen, wurde das drei Hektar große Gebiet jetzt kurzerhand mit einem mannshohen Maschendrahtzaun abgeriegelt. „Es war einfach zuviel“, sagt Arno Maximini, Leiter der zuständigen Revierförsterei Nikolassee, „wir haben den Müll nicht mehr geschafft.“ Wegen akuten Personalmangels hatte Maximini Mitte Juli die Notbremse gezogen.

Der als „Pennerwiese“ bekannte kostenlose Strandabschnitt, der besonders bei sozial schwächeren Familien beliebt war, wurde nicht mehr aufgeräumt. „Vollkommen in Ordnung“ sei das, sagt einer der Forstarbeiter, „denn für die Obdachlosen waren wir doch eh nur die Walddeppen, die für sie saubermachen“. Seitdem türmte sich der Dreck, die Verursacher vertrieb er aber nicht. „Die Penner, die dort campieren, haben den Müll einfach beiseite geschoben und dann ihre Decken ausgebreitet“, erinnert Maximini, „trotz unserer Bitte haben sie nichts weggeschafft.“

Die Ordnungswidrigkeit „wildes Campen“ mutierte dann schnell zu einer strafbaren Handlung: Am 10. August wurden die Berliner Wasserbetriebe tätig und diagnostizierten bei einem Ortstermin eine potentielle Gefährdung des Trinkwassers auf dem inzwischen total vermüllten Gelände, das wegen seiner zwei Tiefbrunnen als Wasserschutzzone 1 deklariert ist. Natürlich hätte sich die Situation auf dem Gelände zu diesem Zeitpunkt „etwas zugespitzt“ dargestellt, gibt Maximini zu. Dies sei aber notwendig gewesen, um die Behörden auf die Müllproblematik aufmerksam zu machen: „Die haben uns doch vorher definitiv im Stich gelassen.“

Seit der Ortsbegehung scheint das Problem nun beseitigt, eine „Renaturierung“ ist in vollem Gange. ABM-Kräfte räumten in einer Woche 50 Kubikmeter Müll vom Gelände, die Mitarbeiter des Forstamts bauten den Zaun, der nur für Wildschweine und die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) durchlässig sein wird. In den kommenden drei Jahren will das Forstamt Weiden und Schilf anpflanzen, auf Kosten der Deutschen Bahn, die für an anderer Stelle gefällte Bäume für 650.000 Mark Ersatz leisten muß. Da der Strandabschnitt schon seit Anfang des Jahres für dieses Projekt vorgesehen sei, erfolge die jetzige Sperrung nur etwas früher als geplant, so Maximini.

Dennoch scheint man im Bezirk Zehlendorf nicht ganz glücklich über die Sperrung. „Vielleicht hätte man die Angelegenheit im Bezirksamt ausführlicher beraten sollen“, sagt der Zehlendorfer Gesundheitsstadtrat, Jürgen Hübner- Kosney. Ihm „tut es leid, daß wieder ein schöner Uferbereich nicht mehr zugänglich ist“. Im Vorfeld habe es keinerlei Versuche gegeben, die Obdachlosen sozialpädagogisch zu betreuen, räumt er ein. Daß im nachhinein noch etwas rückgängig gemacht werden könnte, ist nach Auskunft des Forstamtes unwahrscheinlich: „Wenn die Weiden stehen, wird das ein Naturschutzgebiet“, so ein Forstarbeiter, „da gibt's kein Zurück mehr.“ Anne-Kathrin Schulz