Giftmüll nach Großbritannien

■ Greenpeace protestiert gegen Autoschrott-Transporte nach Liverpool / Entsorgung zu einem Drittel der Kosten

Hamburg (epd/taz) – Greenpeace hat gegen den geplanten Transport von 100.000 Tonnen Giftmüll von Mannheim nach Liverpool protestiert. Wie die Umweltschutzorganisation am Donnerstag in Hamburg mitteilte, könnten sich die giftigen Überreste aus der Autoverschrottung selbst entzünden und erhebliche Gesundheitsgefahren hervorrufen. Die ersten 1.500 Tonnen des Mülls der Heidelberger Schrottfirma Van Balkom-Seeliger, der unter anderem chlorhaltiges PVC sowie giftige Schwermetalle enthalte, seien bereits bei der Firma Sheppards in Großbritannien eingetroffen. Dort sollten die Metalle heraussortiert und verwertet werden, der Rest werde deponiert.

„Es besteht die Gefahr, daß die giftigen Schwermetalle dann in irgendwelchen Billigschmelzöfen in der Dritten Welt landen“, so Greenpeace-Experte Andreas Bernstorff. Dort werde noch weniger auf Arbeits- und Umweltschutz geachtet als in Großbritannien. Allerdings ist inzwischen der Export von Giftmüll in Nichtindustrieländer EU-weit verboten.

Nach Angaben der Umweltschutzorganisation muß sogenannter Schreddermüll in Deutschland in Sondermüllanlagen entsorgt werden. Die Kosten von 900 Mark pro Tonne in solchen Anlagen würden immer wieder durch ausländische Billiganbieter unterboten. „Wir fordern alle Beteiligten auf, dieses Öko-Dumping-Geschäft zu unterlassen und statt dessen den in Deutschland vorgeschriebenen Weg zu gehen“, sagte Bernstorff.

Bereits 1990 hätte der Giftmüll nach Frankreich und 1992 nach Rumänien exportiert werden sollen. Greenpeace habe das jeweils verhindert.

Van Balkom-Seeliger sei kürzlich in Konkurs gegangen. Jetzt würden die Stinnes-Tochter Rhenus und das Land Baden-Württemberg als Grundeigentümer der Gelände mit der Stadt Mannheim um die Übernahme der Kosten für die Entsorgung streiten. Sie würden bei etwa 900 Mark pro Tonne liegen. Rhenus wolle das Grundstück frei haben. Daher habe das Unternehmen zu einem Drittel der Kosten einen Vertrag mit Sheppards in Liverpool geschlossen. „Beihilfe zum Billigexport“, so der Greenpeace-Vorwurf, leiste das Regierungspräsidium Karlsruhe mit einer Exportgenehmigung.

Die Firma Sheppards will nach Greenpeace-Angaben angeblich das Material in Wasserbecken nach schwereren und leichteren Anteilen sortieren, die Metalle verwerten und den Rest deponieren.