Einwand gegen die Weltherrschaft von Techno

■ David Callahan gratwandert mit Moonshake zwischen freier Kunst und freiem Fall

Links die Achtziger, rechts das Gespinst Zeitlosigkeit. Im Schnittfeld: Moonshake mit Bandkopf David Callahan – „Sir“, will ich fast sagen, so viel understatement umwölbt Musik und Erscheinung des jungen Engländers.

Zwei Jahre ist es her, daß Callahan zusammen mit der Gitarristin Margaret Fiedler treibende und latent wavige Musik auf dem Debüt-Album „Eva Luna“ futuristisch vorantrieb. Mit seinem an John Lydon erinnernden Sirenengesang krönte er zwischen Harmonie und Disharmonie hinwegfliehende Geräuschschichtungen, die sich einer Kategorisierung dennoch entzogen. Basis und Gerüst der freien Kunst: stoische Rhythmusarbeit – doch kein Rock; dafür so viel Bass, daß schon von Dub gesprochen wurde.

Die alle Räume verdichtende Gitarre verflüchtigte sich auf den folgenden EPs. Die Elemente bekamen mehr Luft, die hypnotisierende Wirkung wurde verstärkt. Der endgültige Bruch vollzog sich zum neuen Album „The sound your eyes can follow“: Mitstreiterin Fiedler mußte gehen. Die Begründung: „Ich möchte die Musik dieses Jahrhunderts bündeln. Welche Rolle spielt darin schon die Gitarre?“

Den freigewordenen Platz besetzte Callahan vorwiegend mit Filmmusik der Nachkriegszeit. Dieses knisternde Material, ob gesamplet oder eingespielt, füllt die Räume erneut bis zum Eichstrich, vermittelt in seinem freigeistigen Sound aber eine noch progressivere Ästhetik. Um solch Vielschichtiges auf der Erde zu halten, bekam der Bass jenen Zuschlag, der ihn nun zum Dub machte. Moonshake – ein überzeugender Einwand gegen die Weltherrschaft von Techno.

Holger in't Veld

Zusammen mit ihren „Too Pure“-Labelkollegen Pram: Mittwoch, 14.9. , 21 Uhr im kir.