Stelzen-Kaffee an der Weser

■ Beirat Neustadt segnet Hal-Över-Planung ab / Café Sand wird winterfest

Am Donnerstag abend führte der Neustädter Beirat die Kuh vom Eis – und stimmte dem Café auf Stelzen zu. Nach zweistündiger Sitzung befürwortete der Beirat einstimmig das Anliegen des Vereins Hal Över, der das Café Sand nicht länger als Provisorium führen will. An Stelle des bisherigen Zeltaufbaus will der Verein einen winterfesten Holzbau errichten. Im Stile eines Gebäudes, das vor rund 50 Jahren an dieser Stelle stand, soll es 35 Meter entlang des Fährweges entstehen – zum Deichweg hin allerdings ohne Eingang und Fenster, aus Lärmschutzgründen. Dafür wird sich der Bau zur Strandseite hin auf Stelzen runde zwei Meter über der gewöhnlichen Kaffeetrinkerin erheben – und vor allem über dem Herbst-Hochwasser.

Lange Vorgespräche zwischen Baubehörde und Kleingartenvereinen, deren Mitglieder vorgestern den Sitzungssaal füllten, waren der Entscheidung vorausgegangen: Während Segelvereine ihre Interessen durch die neue Straßengestaltung durch die nun geplante Verschmälerung des Fährweges zwischen Café und Parkplatz am Kuhhirten beeinträchtigt sehen, fürchten die Parzellisten um ihre Idylle inklusive bequemer Anfahrt mit dem Auto.

Sie beanspruchen die Attraktivität des Gebietes ohnehin für sich: „Wir haben das alles hier angelegt und schön gemacht, lange bevor es das Café überhaupt gab“, meinen die Laubenpieper. Daß sie künftig Umwege fahren sollen, gefällt nicht allen: Der Deichweg soll langfristig nämlich vom Autoverkehr freigehalten werden, ohne daß schon neue Parkmöglichkeiten in direkter Parzellennähe in Sicht wären. Immerhin werden auch Café-BesucherInnen künftig vom Parkplatz am Kuhirten zum Strandcafé laufen müssen. Das sei gut so, meint Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer. „Denn manchmal kam es fast zu Schlägereien“ zwischen den Kolonialisten und den KurzurlauberInnen, die in Strömen per Auto und Rad anrückten.

Für die Neustadt und für Woltmershausen bekennt der Ortsamtsleiter sich zum Konzept „Stadt am Fluß“ – und hält auch mit der persönlichen „maritimen Bindung“ nicht hinterm Berg. Ebensowenig wie der Sprecher der CDU: „Ich habe schon als Kind an dieser Stelle in der Weser gebadet“. Vor allem persönliche Erinnerungen und Interessen heizten die Diskussionen im Vorfeld an. „Dennoch wurde am Donnerstag abend erstaunlich sachlich diskutiert“, findet Fischer, der in dieser Angelegenheit schon „ganz anderes“ erlebt hat – und wohl auch noch erleben wird:

Schon länger wird diskutiert, auch das linke Weserufer zwischen Café Sand und Kaisen-Brücke öffentlich zugänglich zu machen. Ein Uferweg könnte sich dort durchs Gelände schlängeln, wo jetzt noch Segelvereine ihr Bootszubehör lagern und Tennisspieler die Rückhand proben. Aber: „Wenn die Bayern die Uferzonen am Starnberger See öffnen können, sollte das bei uns auch gehen“, findet CDU-Peter. Damit wird er dem SPD-Beiratskollegen Siemer sicher noch mehr „Bauchschmerzen“ bereiten. Der war bis zum letzten Moment der beständigste Kritiker der Café-Neuplanung. Aber nicht, „weil mein Geschäftspartner Mitglied im Segelclub ist, sondern weil ich finde, die widerstrebenden Interessen sind nicht ausreichend zusammengeführt worden.“ ede