Hauptsache, es macht Spaß!

Wo es lustig über Stromschnellen geht und das Geld der Vereinskasse gut angelegt ist: Bei Flößersteak und Rock'n'Roll auf Deutschlands Flüssen schippern wie einst Tom Sawyer  ■ Von Franz Schiffer

Auf zusammengebundenen Baumstämmen treiben, nach Belieben fischen und die Beute am Ufer braten – wer so oder ähnlich reisen will, muß natürlich zum Mississippi oder in andere ursprüngliche Gewässer. Einen Hauch des alten Abenteuers zu Wasser vermitteln aber auch einige deutsche Floßunternehmen, garniert mit Zutaten, die Kegelclubs, Belegschaften und Rentnern schmecken. So wird das Geld der Vereinskasse garantiert witzig umgesetzt.

Rund fünfzigtausend Unerschrockene sind alljährlich auf Isar und Loisach dabei, wenn kräftige Steuermänner Stromschnellen überlisten, die richtige Fahrtrinne finden und Staustufen hinabrutschen. Dann ist das hölzerne Ungetüm bis zu 60 Stundenkilometer schnell. Es ruckt und spritzt, es kreischt und lacht – und die kleine Mutprobe ist bestanden.

Sehr zum Mißfallen mancher Anwohner und Naturschützer ist so eine halbtägige Floßfahrt zwischen Wolfratshausen und München unüberhörbar lustig. Fünfzig bis sechzig Ausflügler tummeln sich auf dem Traditionsgefährt, Blasmusiker und Dixiebands spielen auf – für Bier und Brotzeit ist gesorgt. Wer mit von der Partie sein möchte, muß eine feuchtfröhliche Gaudi zu schätzen wissen und erst einmal Geduld haben, denn das spritzige Vergnügen ist äußerst gefragt. Gruppen melden sich für das nasse Abenteur schon ein Jahr im voraus an.

Majestätisch treibt das tonnenschwere Floß auf der Donau zwischen Vohburg und Kelheim dahin, vorbei an den Hopfengärten der Holledau und grünen Uferböschungen. Nirgends läßt sich der Donauwalzer beschwingter tanzen als mit diesem leicht schwankenden Boden unter den Füßen. Auf Wunsch spielt die Kapelle zur Abwechslung Rock'n'Roll und Twist. Reichlich Gegrilltes und Faßbier gehören natürlich auch hier dazu. Auf- und Abspringen während der Fahrt ist gestattet, wenigstens bis zum dramatischen Donaudurchbruch mit seinen scharfen Kurven und steil aufragenden Felswänden. Dort wird das Gefährt ausgewechselt. Ein stabiler Ausflugsdampfer transportiert die Gäste auf dieser letzten Etappe.

Ein unfreiwilliges Bad muß in der ziemlich wilden Rodach im Frankenwald einkalkuliert werden. Für alle Fälle haben die Freizeitflößer daher immer Kleider zum Wechseln im Gepäck. Die Strecke auf dem blitzsauberen Flüßchen ist zwar nur fünf Kilometer kurz, aber die haben es in sich. Als Belohnung gibt es dann zum Schluß ein Flößerdiplom.

Beschaulich verläuft die Floßfahrt fuldaabwärts. Vom Storchensee nahe Bebra legt das Wasserfahrzeug ab. Gemächlich gleitet es durch Felder und Wiesen. Ziel: das Fachwerkstädtchen Rotenburg ohne „h“. Das rechte Tom- Sawyer-Gefühl kommt hier freilich nur schwach oder eigentlich gar nicht auf, denn der Boden des pontonartigen Vehikels ist aus Metall; die Passagiere sitzen umrahmt von Pergola-Latten, die das ganze sehr „heimisch“ machen.

Kunststoffrohre tragen den Holzboden der Weser-Flöße. Das Land zwischen Hannoversch- Münden und Höxter präsentiert sich waldreich, fürwahr üppig ist die Verpflegung an Bord. Die Speisekarte umfaßt Flößersteak und Bratwurst, Landschinken und Eintopf. Wer den sättigenden Trip im Sommer bucht, ist je nach Termin nicht nur dem nassen Element nah. Denn oft steht die „Weser in Flammen“.

Informationen:

Floßsaison ist in der Regel von Mai bis September. Die Fahrten dauern zwischen einer und sechs Stunden, kosten pro Person von 8 bis 215 Mark. Für Gruppen gibt es auch mehrtägige Programme (mit Besichtigungen, kurzen Busreisen).

Kontaktadressen:

Isar und Loisach: Amtliches Bayerisches Reisebüro, Landshuter

Allee 38, 80637 München,

Tel.: 089-12 040.

Donau und Rodach: Schielein-Reisen, Donaustr. 88, 90451 Nürnberg, Tel.: 0911-64 20 60.

Fulda: Verkehrs- und Kulturamt, Marktplatz 15, 36199 Rotenburg, Tel.: 06623-55 55.

Weser: Busch Bootstouristik,

Weißehütte 34399 Oberweser,

Tel.: 05574-818.