Die Queen will Präsidentin werden

■ Martina Navratilova kandidiert mit Reformprogramm für den Vorsitz der Tennisspielerinnen-Gewerkschaft

Berlin (taz) – Auf einen Start bei den US Open verzichtet Martina Navratilova, derzeit die Nummer 4 der Weltrangliste, vom Turniertennis will sie sich nach Ende der Saison endgültig zurückziehen, doch an einen Abschied vom Tennis denkt die 37jährige keineswegs. Im Gegenteil. Am Sonntag kandidiert sie in New York für den Posten der Präsidentin der Spielerinnengewerkschaft WTA – und zwar gegen ihre alte Doppelpartnerin Pam Shriver, die dieses Amt in den letzten drei Jahren innehatte. Navratilova und andere Spielerinnen werfen Shriver und dem WTA- Exekutivdirektor Gerard Smith Mißgriffe vor allem im wirtschaftlichen Bereich vor. Die beiden hätten zum Rückzug der Hauptsponsoren Kraft und Virginia Slims beigetragen, ohne einen Ersatz zu haben. Die Frauen-Tour ist derzeit ohne Sponsor, und auch für die kommende Saison gibt es noch keinen Interessenten, der bereit wäre, fünf bis sieben Millionen Dollar in das Frauentennis zu investieren.

Doch auch über andere Dinge hat sich Martina Navratilova ihre Gedanken gemacht, und im Gegensatz zu 1979 und 1983, als sie schon einmal Präsidentin der Organisation war, habe sie nun genügend Zeit, dieses Amt auch vernünftig wahrzunehmen. „Ich habe viele neue Ideen“, sagt die hoffnungsvolle Kandidatin, die nichts Geringeres plant als eine Reform der Tour, diverse Regeländerungen und eine Art Gesundheitsreform. Außerdem möchte sie eine großangelegte Konferenz mit Spielerinnen und Spielern, Funktionären, Sponsoren, Medienvertretern und Fans einberufen, um über die anstehenden Probleme des Sports zu diskutieren.

Hauptpunkte ihres Programms sind die Hochsetzung der Altersgrenze für die Profi-Tour, damit „die Kids ein Leben haben“, bevor sie in den Tenniszirkus einsteigen, eine Beschleunigung des Spiels durch kürzere und weniger Pausen sowie schnelleres Aufschlagen und eine Reduzierung der Zahl der Turniere, die dafür besser besetzt sein sollen. Das wäre der Gesundheit dienlich und soll außerdem dazu führen, daß die besten Spielerinnen häufiger gegeneinander antreten. „Ich bin die Nummer vier und habe ein Jahr nicht gegen Steffi Graf gespielt“, kritisiert Navratilova den derzeitigen Modus.

Unterstützung erhält sie von John McEnroe, der Reformen für durchaus machbar hält: „Die Berliner Mauer ist gefallen. Alles ist möglich.“ Matti