„Die Wirtschaft ist ein Auto“

■ Minister Rexrodt zu Besuch bei den DIW-Forschern

Berlin (taz) – Die Wirtschaft ist ein Auto. Auf diese Metapher einigten sich gestern Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) und Lutz Hoffmann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Aber wie man mit dem Gefährt langfristig vorankommt, daran schieden sich die Geister. „Wir wollen das Auto generalüberholen und neue Instrumente einbauen“, so Rexrodt.

Nur mit flexibleren Arbeitsverträgen und Einsparungen im Sozialbereich könne der Wirtschaftsstandort Deutschland verteidigt werden. „Bisher haben wir der internationalen Konkurrenz standhalten können, aber ich sehe unsere Wettbewerbsfähigkeit in höchstem Maße gefährdet“, unkte der Minister. Hoffmann hielt dagegen: „Wir fürchten, daß die Bremse aus dem Auto ausgebaut wird.“ Eine Aufweichung des Kündigungsschutzes und andere Flexibilisierungsinstrumente seien gefährlich. Außerdem sei die westdeutsche Wirtschaft zur Zeit von einer massiven Nachfrageschwäche gekennzeichnet, während nichts auf ein fundamentales Angebotsproblem hindeute. Die Gegenmaßnahmen müßten sich hieran orientieren.

Auch bei der ökologischen Steuerreform kamen die Berliner Forscher und der Minister nicht auf einen Nenner. Rexrodt will auf die EU warten, weil er sonst einseitige Nachteile für deutsche Unternehmen sieht. Das DIW plädiert hingegen aus Zeitgründen zunächst für einen nationalen Alleingang. Außerdem gäbe es dabei ebenso Gewinner wie Verlierer, so daß ein volkswirtschaftlicher Schaden nicht zu befürchten sei. Und ob die Konjunktur im Winter wieder abschlafft? Rexrodt sagt vehement nein, das DIW prognostiziert eine leichte Flaute. Annette Jensen