"Letzter Schritt zur Weisung"

■ Töpfer-Ministerium zitiert Niedersachsens Umweltbeamte wegen Gorlebener Castor-Transports nach Bonn / Sicherheitsbedenken in Hannover wachsen

Berlin (taz) – Das Bundesumweltministerium hat das Land Niedersachsen zu einem Gespräch wegen der umstrittenen Castor- Transporte nach Bonn geladen. Am Montag sollen Experten aus dem Hannoveraner Umweltministerium über den Stand der Sicherheitsprüfung berichten. Das „bundesaufsichtliche Gespräch“ sei der letzte Schritt vor einer atomrechtlichen Weisung durch Bonn, erläuterte Volkert Wiesner, Sprecher von Umweltministerin Monika Griefahn, gestern.

Anlaß zur Unruhe sieht Wiesner nicht: „Das Gespräch muß nicht zur Weisung führen.“ Bis zur endgültigen Klärung der Frage, ob der Transport abgebrannter hochradioaktiver Brennelemente aus dem Atomkraftwerk Philippsburg nach Gorleben auch sicher sei, brauche Niedersachsen, so Wiesner, aber noch mindestens eine Woche Zeit. „Bislang galt die Töpfer-Maßgabe, daß wir ohne Zeitdruck prüfen sollten“, so Wiesner. „Wir gehen davon aus, daß das so bleibt.“

Bis zum Montag sollte dem niedersächsischen Umweltministerium ursprünglich der Bericht des TÜV Hannover/Sachsen vorliegen. Der TÜV habe jedoch von sich aus um eine Woche Aufschub gebeten, berichtete Wiesner. Das habe man dem Bundesumweltministerium auch mitgeteilt. Die Ladung durch Bonn sei offenbar unmittelbar vorher ergangen, vermutete Wiesner. Das Bundesumweltministerium hält unabhängig davon am Termin fest.

Niedersachsen hat weiterhin erhebliche Sicherheitsbedenken gegen den Castor-Transport. Der Brennelemente Gorleben GmbH (BLG), die den Transport organisiert, warf Wiesner „gravierende Verstöße“ gegen die Auflagen des Bundesamtes für Strahlenschutz vor. So seien Meßgeräte, die nicht funktionierten, durch nicht genehmigte Meßeinrichtungen ersetzt worden. Die BLG muß sich dazu bis Mittwoch, den 31. August, erklären.

Erstaunt reagierte das Umweltministerium auf Aussagen eines Mitarbeiters des TÜV Hannover/ Sachsen in der Bild-Zeitung, wonach es bisher keine Bedenken gegen die Castor-Behälter gebe. Der TÜV könne die gesamte Problematik nicht beurteilen, sagte Wiesner. Außerdem sei es „sehr ungewöhnlich, daß Ergebnisse weitergegeben werden“, bevor sie dem Auftraggeber unterbreitet würden. Wiesner vermutete, daß „von interessierter Seite Gesprächsinhalte hochgepuscht worden sind“. Der TÜV-Mitarbeiter bestätigte dies indirekt: „Ein Satz ist richtig zitiert“, kommentierte er den Bild- Bericht. Es gebe jedoch keine Widersprüche mit dem niedersächsischen Umweltministerium. Lorenz Redicker